Gute und andere Tage in meinem Leben mit der Depression

Leben mit der Depression - Gute und andere Tage

Ja was mache ich eigentlich? Ich versuche wieder einmal in den Tag zu kommen und das ist heute einmal mehr unbeschreiblich schwer.

 

Jetzt, ohne Risperidon, sind meine Tage und mein Lebensrhythmus anders. Mit Risperidon waren alle Tage gleich schwer. Es gab nur wenige Tag die gut waren, aber nie leicht. Alles, jeder Schritt, jedes Wort, jede Tat alles war anstrengend und im Gefühlsnichts. Ich war zugedröhnt und kalt gestellt.

 

Jetzt sind die Tage wie auf einer Achterbahn. Mal bin ich oben, mal bin ich unten. Es gibt jetzt abwechselnd 1-2 Tage wo es mir gut geht und dann 1-2 Tage wo ich im Nichts lebe.

 

Es gibt Tag da bin ich wach, vom Morgen an. Ich wache auf, fühle mich gut, komme leicht aus dem Bett und sehe die Welt. Ich sitze auf Balkon beim morgendlichen Kaffee und sehe die Sonne aufgehen, spüre sie auf meiner Haut, sehe meine wunderschönen Blumen und höre die Vögel singen. Den Tag über schaffe ich leicht, ein paar! der alltägliche Aufgaben im Haushalt zu erledigen, habe Spaß im Facebook, genieße das allein sein und freue mich wenn Michael nach Hause kommt. Ich freue mich auf die Zeit mit ihm, auf unsere Gespräche. Meistens bin ich an diesen Tagen dann auch in der Nacht wach. Ich bin wach und nicht müde. Mein Kopf ist dann im Gedankenkarussell. Ich habe den Eindurck, ohne Risperidon, hat der Kopf wieder die Freiheit zum denken und weil er das gut findet, hört er nicht auf damit. An solchen Tagen bin ich, für mich, wieder mehr im Leben. Der Tag ist irgendwie leicht. Ich kann es auch ein wenig fühlen. Das ist für mich Glück.

 

Es gibt dann diese Tage in denen alles, aber auch alles schwer ist. Wie soll ich es euch beschreiben? Es gibt immer wieder Vergleiche, aus den Erfahrungen meiner gesunden Zeit. Aber sie hinken alle, weil es wirklich mit nichts in der gesunden Zeit zu vergleichen ist. Ist man gesund hat man auch mal einen schlechten Tag, man ist müde, gestresst und genervt und kommt schwer in den Tag. Das kenne ich. Aber was ich jetzt erlebe ist um ein vielfaches stärker.

Ich schlafe sehr lange in den Tag hinein. Ich werde wach und denke eine Betonplatte liegt auf mir. Ich brauche meinen ganzen Willen, meine ganze Kraft um aufzustehen und mich anzuziehen.

Ich sitze auf dem Balkon bei meinem morgendlichen Kaffee und bin mehr außer dem Leben als drin. Alles um mich herum sehe und höre ich nicht. Mein Kopf weigert sich zu denken, er schläft einfach weiter. An solchen Tagen verbringe ich die Zeit mit Nichts.

Es ist schon toll, dass ich Kaffee und Saft trinke, vielleicht ne Kleinigkeit esse, im Facebook Ablenkung finde und in meinem Schneckenhaus sitzen kann. Selbst, wenn Michael nach Hause kommt, stört er im ersten Moment. Ich muss mich an ihn gewöhnen (klappt aber immer). In der Regel ist dann auch meine bestes Zeit des Tages. Es fällt mir aber immer noch schwer, etwas zu tun und mich zu unterhalten. Es ist alles unsäglich schwer und ich warte eigentlich nur darauf am Abend ins Bett zu gehen.

 

Ich lebe in meinem Schneckenhaus. Dort bin ich zu Hause. Ohne Michael (weil er den Fernseher anmacht oder erzählt) und Facebook wüsste ich überhaupt nicht was in der Welt passiert. Ich möchte es so. Heraus zu gehen ist sehr anstrengend für mich, auch wenn ich weiß, dass es mir schöne Momente bzw. eine schöne Zeit bringt. Ich bin so müde von dem hektischen Leben da draußen. Ich möchte einfach nur Ruhe, ganz für mich und ganz bei mir selbst.

 

So vergehen die Tage, im Auf und Ab. Ich lebe! Ich will leben, denn ich weiß wie schön das Leben sein kann. Ich gebe nicht auf und trotz Diagnose chronische Depression werde ich eines Tages wieder lachen können und das Leben schön finden. Ganz bestimmt.