Notfallkoffer. Etwas dabei haben. Meine Skills zur Regulation

Notfallkoffer - Meine Skills

Ich habe immer einen Igelball, eine zweiseitige Eichelschale,  einen glatten Dänemarkstein, mein Glücksschwein und ein Gummiband dabei.

 

In der Jackentasche ist immer griff-bereit meine Eichelschale dabei. Der Igelball, der Dänemarkstein und das Glücksschwein sind in meinem Rucksack. Am Handgelenk finde ich mein Gummiband.

 

Eichelschale, Gummiband und Igelball geben mir Schmerzimpulse. Glücksschwein und Dänemarkstein laden zum träumen/erinnern ein. 

 

Therapiestunde, Bahnfahren, einkaufen, Verkäufer ansprechen oder ähnliche Situationen sind immer mit der Eichelschale verbunden, da hier meine Anspannung besonders hoch ist und ich meine Finger schmerzhaft überdehnen würde. Ein Fingerbruch wäre nicht unwahrscheinlich.

  

Die Eichelschale ist derzeit mein Lieblings-Skill. Ich habe sie von meiner Psychiaterin bekommen. Sie ist sehr picksig, genau wie der Igelball, aber nicht so groß. Die Schale ist holzig/natürlich, hat eine glatte Ausbuchtung und ist einfach wunderschön.

 

  • Das Gummiband am Handgelenk lasse ich bei Überspannung heftig schnibsen, um durch diesen Schmerzimpuls, die Überspannung zu lösen und Dissoziationen zu vermeiden.
  • An einem Lederband trage ich  einen besonderen Bernstein. Er hat eine polierte und eine natürliche Seite zum fühlen. Ich habe ihn selbst gefunden und er wurde nach meinem Wunsch für mich geschliffen. Er und mein Herz-Dänemark-Stein, den ich geschenkt bekommen habe laden mich zu Erinnerungen an Dänemark ein und an wunderbare Facebook-Freunde.
  • Neu, wird jetzt (nach den Suizidgedanken) auch ein unangenehm riechendes Öl wandern. Ich muss erst ausprobieren auf welchen „Gestank“ ich mich einlassen kann.

In anderen Stresssituationen übe ich Gehirn-Flickflack (Wortsuchspiele). Je nach dem welches mir gerade in den Sinn kommt, fange ich an. Tierhandlung oder Warenhaus sind oft meine Begleiter. Manchmal spielt auch mein Mann mit.

 

Bei Wanderungen oder Bergbesteigungen setze ich mir kleine Ziele – ich kann ja ein Stück mitgehen und dann auf die anderen warten -. Ich gehe mit und lenke mich ab, mit Stufen-zählen und mit intensiver Suche nach Fotomotiven. Das fotografieren, ist Skill und Motivation für Aktivität. Auch aufkommende Suizidgedanken, am Strand, habe ich damit sehr gut bekämpft.

 

Allein unterwegs, zu Terminen oder Treffen. Ich bin seit einer Dissoziation (bei rot überqueren der Fahrbahn) sehr achtsam und aufmerksam unterwegs. Ich konzentriere mich auf meinen Weg, ich suche nach Gänseblümchen, Blumen, bunten Blättern... Besonders an Ampeln lasse ich meine Gedanken nicht abschweifen. Merke ich, dass ich Schwierigkeiten habe, die Straße zu queren, mache ich eine Pause mit einer Gehirn-Flickflack-Übung. Wenn es nicht besser wird, gehe ich nach Hause.

 

Um Suizid-Gedanken zu vermeiden, achte ich darauf, so weit wie möglich, entfernt von der Straße zu gehen, an der Ampel den Rufmelder zu drücken,  drei Schritte zurück zu gehen und dort auf Grün zu warten. Ich gehe grundsätzlich nur über die Straße (ohne Ampel), wenn kein Auto in Sichtweite ist, auch wenn es manchmal länger dauert. Wartezeiten bei Straßenbahn und Bus überbrücke ich in einem ruhigem Eckchen, möglichst nicht im Gewimmel.

In der Regel drehe ich, in diesen Situationen, meine Eichel-Schale in der Jackentasche.

Das Handy ist Vorsorge und Skill. Im Handy sind alle Notruf-Telefonnummern, Psychiater und Therapeuten-Nummer und natürlich Michaels Nummer im Schnellzugriff gespeichert. Darüber hinaus nutze ich es in der Straßenbahn oder beim Auto fahren, um zu spielen (Candy Cruhs).

Vor und nach der ambulanten Therapie ist Entspannung Pflichtprogramm.

Ich fahre frühzeitig los, um keinen Zeitdruck zu bekommen, auch wenn ich zwischendurch aussteige. Ich gehe dann zum kleinen Pavillon, der hoch oben über der Elbe steht und trinke meinen Kaffee, aus meinem besonderem Thermobecher und schaue über die Stadt. Dazu gibt es noch lecker dänische Kekse. Auch ein Foto-Spaziergang ist manchmal auf meinem Plan. Nach der Therapie gönne ich mir, im kleinsten Kaffeehaus Dresden - im Minou - einen Latte + Kuchen und Zigarette. Ich sitze an der frischen Luft und konzentriere mich sehr bewusst auf die Kaffeezeit und den Ausblick. Erst dann, wenn ich meine Anspannung wieder gesunken ist, fahre ich nach Hause. Gelingt mir keine Entspannung oder nach geplanten Trauma-Gesprächen holt mich Michael ab.

Die Ergotherapie ist für mich auch ein Skill. Die Ergotherapie reguliert meine sozialen Kontaktschwierigkeiten, meine Angst und meine Geräuschsempfindlichkeit. Darüber hinaus lerne ich wieder mich zu unterhalten, mich kreativ auszudrücken und vor allem die Gruppe auszuhalten. Es ist mein Übungsfeld Dissoziation zu vermeiden und Stress-Situationen zu bewältigen.

 

Die Facebookgruppen sind ebenfalls Skill und Übungsfeld für meine sozialen Kontaktschwierigkeiten. Ich kann hier entspannen. Lerne aber auch, mich mit Stress-Situationen auseinander zu setzen, diese auszuhalten und zu bewältigen. Ich übe mich darin, Entscheidungen zu treffen, für mich - auch wenn sie anderen nicht immer gefallen. Ich übe mich darin, um Hilfe zu bitten und Hilfe anzunehmen.

 

Skills zur Regulation meiner Gedanken-Strudel

Ich habe angefangen zu schreiben, als ich mir nicht anders zu helfen wusste. Wenn mein Gedankenkarussell auf Hochtouren läuft, schreibe ich mit. Ich schreibe meine Gedanken weg, in dem ich sie "mitschreibe", wiederholt lese, überarbeite und im Blog veröffentliche. Ich lese meine eigenen Texte oft selbst durch, gerade dann wenn es mir nicht gut geht und ich mit Selbstzweifeln kämpfe. Sie helfen mir, mir immer wieder bewusst zu werden, wie weit ich es schon geschafft habe, was ich alle gelernt habe, immer wieder üben will und festigt meine positiven Denkweisen.

 

SCHREIBEN IST MEIN BESTER SKILL.

 

Weitere Möglichkeiten (Skills) der Regulation:

  • Ich lerne Imagination und setze sie ein
  • Auf Facebook lesen, Fotos anschauen, und Facebookspiele.
  • Fotobücher unserer Erinnerungen anschaue, besonders oft die Fotobücher von Dänemarkurlauben und Urlauben am Meer.
  • Ich gestalte meine Homepage, verändere sie oder bearbeite sie entsprechend von Vorgaben, die ich von Jimdo erhalte.
  • Ich bearbeite Fotos, suche Informationen zu den Fotothemen und erstelle einen Fotoblog.
  • Ich stelle mich vor meine Postkartenwand, im Flur und schaue mir all die liebe Karten an, die ich von Facebookfreunden erhalten habe.
  • Ich gehe in meine Küche und schau mir die vielen Dänemarkdekos an, darunter auch Geschenke von Facebookfreunden.
  • Ich setze mich auf den Balkon, genieße meine Blumen und die Deko, schaue in den Himmel, suche die Gänseblümchen auf der Wiese, höre den Vögeln zu, trinke Kaffee, rauche und knabbere Dänemarkkekse.
  • Ich lege mir einen Kühlakku, im Tuch eingewickelt, auf den Nacken. Dieser kühlt, im wahrsten Sinne des Wortes, meine Gedanken ab.
  • In die katholische Hofkirche gehen und eine Kerze anzünden.
  • Ich habe ein Glückszettelglas befüllt, habe eine Facebookseite „Glücksmomente“ gestaltet, habe ein Glückmomente – Ziel – Kalender geführt, um meine Erfolge wahrnehmen und annehmen zu können.
  • Jetzt habe ich ein Glück-Stolz-Glas. Das beinhaltet Steine von beeindruckenden Leistungen, Wanderungen, Bergbesteigungen... um diese Erfolge zu visualisieren.
  • Mein Schatzglas. Hier sammle ich all die kleine Geschenke (Steine, Schlüsselanhänger, Figuren …, die ich geschenkt bekomme. Ich kann sie an schlechten Tagen heraus nehmen, anschauen und mich erinnern.

Meine Aufzählung ist unvollständig, da es so viele Dinge gibt, die positive Momente in Erinnerung bringen, Wohlfühlgefühle erreichen oder Freundschaftszeichen sind. Darüber hinaus treten immer wieder neue Stresssituationen auf, die widerum neue Skills brauchen.

 

 

Skills sind notwendige Helfer. Sie helfen mir Stress-Situationen ohne Dissoziation, Panik oder Selbstverletzung zu bewältigen. Skills können mir nur helfen, wenn es die richtigen sind, wenn ich sie anwende, immer wieder übe und ausprobiere!