Gedanken sind auch Gefühle. Emotionen sind keine Gefühle und Gefühle sind keine Emotionen

GEDANKEN SIND AUCH GEFÜHHLE!

Meine Gefühle, sind seit 7 Jahren ein hartes Thema für mich. Meine „nicht vorhandenen“ Gefühle.

 

Mit meinem Zusammenbruch vor 7 Jahren waren meine Gefühle weg – ich war gefangen in einer gähnenden Leere und hatte nur noch ein Gefühl – ANGST. So dachte ich sehr lange Zeit, Jahre.

 

Heute, sieben Jahre später, habe ich begriffen und angenommen, dass diese Aussage falsch ist.

 

 

Beeinträchtigte Gefühle

Meine Gefühle waren nicht erst mit dem Zusammenbruch beeinträchtigt. Ich habe schon in der frühesten Kindheit gelernt, dass meine Gefühle, meistens negative Folgen haben. Auch in meinem Arbeitsleben, waren meine Gefühle nicht am richtigen Platz, wurde mir vermittelt. „Sei nicht so aggressiv, heul nicht rum, hör auf zu schreien, sei nicht so übermütig“…, Sätze aus der Kindheit. „Ihnen kann man ansehen was sie denken/fühlen, sie tragen ihr Herz auf der Zunge, halten sie sich zurück, sie sind zu emotional, sie denken zuviel mit dem Herzen, sie stehen den Menschen emotional zu nah…, Sätze aus meiner Arbeitswelt (in einem SOZIALEN Verein). Mein Kopf widersprach lange Zeit. Die Menschen auf der „anderen Seite“, „meine“ Seniörchen und Ehrenamtlichen bestätigten mir beständig, dass ich mich richtig verhielt, sie konnte mich am Ende nicht mehr aufhalten. Ich befand mich im fortwährenden Hamsterrad der Widersprüche. Irgendwann war es heiß gelaufen und ich zerbrach.

 

Heute weiß ich, weil ich meine Gefühle selbst ablehnte und aus dem ausgelösten Selbstschutz um zu überleben heraus, haben sich meine Emotionen versteckt.

Meine Erkenntnis: Gefühle sind nicht Emotionen und Emotionen sind nicht Gefühle. Die Verbindung meiner Emotionen zum Gefühl ist gestört. Ich habe Gefühle, nur emotional spüren kann ich sie selbst nicht. Ich kann sie aber denken. Andererseits, können andere Menschen meine Emotionalität spüren. Darüber hinaus kann ich sie aufschreiben und vermitteln. Meine Erfahrungen bestätigten mir dies immer wieder.

Noch heute sind Aussagen wie, „du hast Gefühle, du bist warmherzig, du bist so ein lieber Mensch...“ für mich schwer anzunehmen und wirklich zu glauben. Ich kann solche positiven Worte akzeptieren. Irgendwann werde ich sie auch annehmen können. Ganz bestimmt.

 

Es ist ein langer Weg des UMDENKENS und LOSLASSENS.

 

Ich gehen diesen Weg, Schritt für Schritt. Heute schreibe ich auf, für mich und für andere, wie ich meine Gefühle wieder gefunden habe und meine Emotionen dazu ermutige sich zu zeigen. Es ist ein weiterer Schritt hin, zu meinen Emotionen.

 

Wichtige Schritte hin zu meinen Gefühlen

Die Traumaklinik brachte den ersten wirklichen Schritt voran auf der Suche nach meinen Gefühlen. Dort, in der Realität, im Kontakt mit anderen Menschen, wurde mir sehr bewusst, das ich ein gefühlvoller Mensch bin. In einer Drama-Therapie-Stunde bearbeitete ich das Thema-Gefühle und die Erkenntnis der Stunde blieb in mir haften. Sie gab mir die Zuversicht, die ich brauchte und ja, auch ein Glücksgefühl. Es war die Erkenntnis: MEIN SCHÖNSTES BUCH DER EMOTIONEN HABE ICH VERLEGT! MEIN KOPF KANN MEINE GEFÜHLE DENKEN. ICH BIN EIN EMPHATISCHER MENSCH.

 

Obwohl ich nicht in der Lage war, an den vielfältigen Gruppen-Therapien teilzunehmen, haben mich alle aus meiner Gruppe und der Rauchergruppe überaus warmherzig verabschiedet. Niemals hätte ich solche Worte und sogar Tränen erwartet. Ich war fassungslos. Doch wirklich annehmen konnte ich es noch nicht.

 

Eine meiner ersten ambulanten Trauma-Therapie-Stunden ergab dann einen weiteren Schub, auf meinem Weg zu meinen Gefühle. Als ich wieder einmal sagte: „Ich habe keine Gefühle, ich kann es nichts spüren...“, antwortete mir meine Therapeutin: „DOCH SIE HABEN GEFÜHLE! GEDANKEN SIND AUCH GEFÜHLE!...“.

Ich war sprachlos. Sofort begann ich, genau diesen Gedanken, im Internet zu recherchieren. Ich fand diesen Gedanken so wundervoll und brauchte eine Bestätigung.

 

Diese fand ich, u.a. im „Stern“ in dem Artikel „Die Macht der Gefühle“ von Frank Ochmann (Link: https://www.stern.de/gesundheit/verhalten-die-macht-der-gefuehle):

„Nur bei uns Menschen wird die Welt der unbewusst gesteuerten Emotionen, an der Spitze, mit dem Licht unseres Verstandes erhellt, nur wir Menschen haben Gefühl. Dazu aber brauchen wir das unvorstellbar komplexe Gewirr von mehr als 100 Milliarden miteinander verschalteten Nervenzellen - unser Gehirn. Vom Hirnstamm ganz unten über das mitten im Gehirn liegende limbische System bis zu Teilen der vorderen Großhirnrinde liegen die Areale, in denen Emotionen ausgelöst werden. Egal was uns passiert, es soll uns gut gehen. Dieses Evolutionsprinzip beherrscht unser komplettes Innenleben. In unserem Erbgut ist für Leib und Seele gleichermaßen gesorgt: Was für den Körper das Immunsystem ist, das sind für unser geistiges Leben die Emotionen. Auch sie sollen abwehren, was uns bedroht, und zulassen, was uns gut tut. Auf der komplexesten Ebene schließlich sollen uns die Emotionen und bewussten Gefühle den Weg durch das Leben bahnen“, schreibt er.

 

Meine Handlungsweisen und Übungen:

Ich spreche aus, was ich denke und fühle.

  • Ich treffe Entscheidungen, die mir gut tun.
  • Ich habe Gedanken/Worte verbannt: Ich bin so leer. Ich spüre nur meine innere Leere. Ich habe keine Gefühle. Ich kann nichts spüren... Ich übe meinen Gefühlen nach zu spüren.
  • Ich denke meine Gefühle und spreche sie laut aus – das ist schön, das ist wundervoll, das ist phantastisch, ich liebe dich, ich hab dich lieb, ich vermisse dich, ich denke an dich, deine Worte tun mir gut, ich bin wütend, ich ärgere mich, ich bin fassungslos, ich bin verwundert, ich bin frustriert, ich bin überrascht, ich bin geplättet, ich könnte dir den Kopf abreißen, du tust mir weh …

Ich verstärke meine Gefühle:

    • Ich schreibe sie auf. Ich schreibe auf, was ich denke und fühle.
    • Ich schreibe über positive Erlebnisse wir Tagesausflüge oder Reisen.
    • Ich schreibe positive Gefühle die Fotos auslösen auf.
    • Ich schreibe kleine Glücksmomente, kleine Schritte auf.
    • Ich schreibe über meine Erfahrungen und Erkenntnisse, weil es mir selbst gut tut. Weil es mir gut tut, anderen damit zu helfen.
    • Ich schaue mir bewusst (achtsam) Dinge an, die mir gefallen, die positive Erinnerungen hervorrufen, die mir im Alltag begegnen. Das kann das Gänseblümchen oder die Pusteblume am Wegesrand sein, der Vogel im Baum der mir zur Kaffeezeit singt, die Sonne, der Regen, die Schneeflocke, Erinnerungsstücke (Tüddelkram) von Reisen, Fotobücher...
    • Ich kaufe mir Dinge, die mir gefallen, die mir einen Glücksmoment schenken, Bekleidung (die mir selbst gefällt), wie Möwe-Emma, Rucksack, Treibholz-Kunstwerke, Tassen, Impulskarten, Bettwäsche …
    • Ich gehe raus aus meinem Schneckenhaus, um in der wirklichen Welt, wunderschöne Momente zu erleben, sie wahrzunehmen und zu achten. Ich übe in der Ergotherapie den Kontakt mit Menschen, um wieder vertrauen zu finden, gemeinsam mit ihnen Freude zu erleben.

 

Ich spreche laut über Erlebnisse oder Dinge die ich emotional spüren möchte. Natürlich mache ich das nicht, wenn in meiner unmittelbaren Nähe Menschen sind, aber mein Mann stört mich nicht dabei.

  • „Hallo Klara (Sonne) schön, dass du da bist.
  • Guten Morgen Klara, bist du auch schon wach?
  • Guten Morgen liebes Vöglein, danke für deinen wundervollen Gesang.
  • Hallo liebes Meer, ich bin da und mir geht es wunderbar.
  • Hallo, mir geht es sooooooooo gut.
  • Ey du doofer da oben, stell den Regen ab, ich will wandern …

Ich denke jeden Abend, vor dem Einschlafen an 3-5 Dinge für die ich dankbar bin.

  • Ich bin dankbar für den schönen Tag (schöne Stunden/Momente des Tages),
  • für die Liebe meines Mannes,
  • dass es meine Kinder und Enkelkinder gibt,
  • das ich sein kann wie ich bin,
  • für die gute Therapie,
  • für das erste Schneeglöckchen,
  • für das erste Frühstück auf Balkonien,
  • für einen Anruf von meinem Sohn, für eine Wathsapp vom Enkelkind..

Ich achte auf jeden kleinen Schritt, jede kleine Leistung die ich geschafft habe und lobe mich selbst dafür. Ich schreibe es auf und sage es mir selbst laut. Ich bin stolz auf mich, denn ich habe heute: geschafft:

  • mit der Straßenbahn zu fahren.
  • im Café eine Pause gemacht.
  • heute Wäsche gewaschen.
  • heute geduscht.
  • den Schrank aufgeräumt,
  • Ostergeschenke für alle Enkel eingepackt...

Meine Erkenntnisse und Veränderungen:

 

Es sind die vielen alltäglichen kleinen wie großen Dinge, die ich sehr bewusst (achtsam) wahrnehme und beständig verstärke.

 

An erster Stelle stehen, das Umdenken und die Veränderung meiner Sichtweisen. Diese wiederum ergeben Veränderungen in meinem Selbstbild, meiner Selbstfürsorge, meinem Selbstwertgefühl. Je mehr ich mich selbst annehmen kann, zu mir selbst stehen kann, meinen Bedürfnissen folge, um so mehr wird meine Gefühlswelt gefördert.

 

Alle Gefühle haben ihre Berechtigung. Alle Gefühle dürfen sein. Ich darf sie rauslassen.

 

Ich nehme mich an wie ich bin. Ich bin einzigartig. Ich bin und will emotional und emphatisch sein, denn das sind positive Eigenschaften und sie gehören in meine Welt. DAS BIN ICH!

 

Ich kaufe mir wieder Bekleidung, Schmuck, ändere meine Frisur/Haarfarbe und kann mich wieder im Spiegel anschauen, ohne zu denken: bin ich doof, bin ich hässlich.

 

Ich selbst möchte wieder schön sein, so schön wie ich mich schön empfinde und es Michael gefällt, aber nicht mehr um anderen zu gefallen. Ich bin wie ich bin, auch in meiner Schönheit.

 

Ich bin auf dem Weg, soziale Kontakte auszuhalten und langsam anzunehmen. Ich lehne sie nicht mehr vollständig ab.

 

Ich kann wieder, allein, in einem Café-Garten sitzen und mir Zeit nehmen.

 

Es ist nicht alles wie ich es mir wünsche, doch ich bin dankbar für jede, noch so kleine, positive Veränderung.

 

Die Emotionen zu meinen Gefühlen wie Freude, Glück, Verwunderung, gute Laune, Selbstaktivität, Fröhlichkeit, Interesse, Zufriedenheit, Dankbarkeit, Frust, Ärger, Wut, und Enttäuschung zeigen sich ganz leise und manchmal etwas lauter.

 

Das ist für mich alles was zählt und gibt mir, für meinen weiteren Weg Kraft und Zuversicht.