Mein Leben mit der Depression – Nebelgrau oder doch Nebelbunt

Depression – Leben im Nebelgrau oder  Nebelbunt

Ein Foto von Sascha Grosser hat mich total überwältigt. Es ist so wunderschön bearbeitet und meine allererste Intiution war – ja so sieht mein Leben aus. Mein Leben mit der Depression.

 

Natürlich sage ich mein Leben ist grau und es fehlen die Farben, es ist so leer, es ist so schwer, es bringt mir so viele Gedanken die sich in Gedankenstrudeln in meinem Kopf drehen, es fällt mir so schwer an mich selbst zu glauben und mir selbst zu vertrauen. Das Foto von Sascha zeigt die andere Seite des Nebels, der grauen Zeit. Auch im Nebel gibt es bunte Farben und Licht. Ich muss nur genau hinschauen. Ich kann es entdecken, wenn ich mir und meinem Leben achtsam begegnen. 

 

 Ja, an so manchen Tagen, in so manchen Wochen, Monaten ist mein Leben im einheitlichem Nebelgrau verschwunden und es war viele Jahre so. Seit meinem Aufenthalt in der Traumaklinik, hat sich mein Leben verändert. Jetzt gibt es auch für mich, tief graue, bunte und kunterbunte Tage, im Wechsel. So wie jeder Tag in der Natur nicht dem anderen gleicht, ist es nun auch mit meinen Tagen. Endlich.

 

An den tief grauen Tage gehe ich durch die Welt und bin nicht wirklich in ihr. An solchen Tagen ist schon das aufstehen, am frühen Morgen, ein Kraftakt. Jeder Schritt fällt schwer und mein Rucksack drückt mich krumm. Wie die Tage des Nebels vergehen, wie die Sonne den Nebel besiegt oder wie das Licht langsam Farbe in den Nebeltag bringt, sind solche Tage im Leben mit der Depression völlig normal und ich habe, nach 6 Jahren, gelernt diese anzunehmen. Ja, ich lasse meiner Seele auch die grauen Tage.

 

Die bunten Blätter im dicken Nebel, gibt es auch an besonders trüben Tagen, ich brauche nur genauer zu schauen, näher heran gehen und vielleicht auch das Licht selbst anzünden. 

 

Das Licht/die Farbe sind die Momente der Dankbarkeit.

 

Der Dankbarkeit, wenn mein Mann frohen Gedankens nach Hause kommt, für meine Gedanken der Liebe zu ihm und meiner Familie, für meine kleine hyggelige Wohnung, für meine Erinnerungen an Dänemark, für meine Erinnerungen an das Meer, für liebe Facebookgrüße...

Es sind Dinge um mich herum, denen ich begegne, das Gänseblümchen am Wegesrand im November, der kleine letzte Apfel am Baum, das quitsch gelbe Ahornblatt auf der Wiese, die Regentropfen auf den Blättern, das fliegende Blatt im Wind …

Es sind all die Alltagsaufgaben, die ich an diesem Tag geschafft habe, wie: aufstehen, Zähne putzen, anziehen, Frühstück machen, aufräumen, Wäsche waschen, …

 

Ich lasse nicht mehr zu, dass mich diese Tage erdrücken, sie in Vielfalt bei mir bleiben. Ich begegne ihnen ganz bewusst mit meinen Skills. Skills, die mich selbst stärken, die mir mein Vertrauen in mich selbst stärken, die mir gut tun und mir schöne Dinge zeigen. Skills können nur wirken, wenn ich sie auch benutze und immer wieder übe. Mein Kopf lernt nur langsam die positiven Gedanken anzunehmen und zu verinnerlichen. Das ist nicht schlimm. Es wird langsam besser.

 

Ich lasse meinem Kopf die Zeit eines grauen Tages. Dann aber quäle ich mich zurück ins Leben. Ich schreibe meine Gedanken auf, übe mich daran jeden Tag „Dankbarkeitsgedanken“ und „Glücksmomente“ aufzuschreiben, ich schaue mir wundervolle Fotos auf Facebook an, schreibe mich mit Facebookfreunden oder bin in meinen Facebookgruppen unterwegs, bastel an meiner Homepage … Seit diesem Jahr gelingt mir es auch wieder zu fotografieren, nicht zu knipsen. Das fotografieren ist mein bester Gedankenskill. Meine konzentrierte Motivsuche, lässt mich sogar auf Berge steigen.

 

Das wundervolle Foto von Sascha, zeigt also sehr eindrucksvoll, mein jetziges Leben mit der Depression. Es ist vom Nebel eingenommen, doch das Licht bricht herein und zeigt mir auch wieder Farben in meinem Leben. Dafür bin ich sehr dankbar. Mit der Depression lernte und lerne ich wesentlich achtsamer durch mein Leben zu gehen. Achtsam zu sein, mir selbst gegenüber, aber auch achtsamer gegenüber all den kleinen wundervollen Dinge, die mein Leben mir schenkt. Vieles was ich früher im vorbei rennen, kaum wahrgenommen habe, was selbstverständlich war, ist heute wesentlich intensiver in meinem Fokus. Dafür bin ich sehr dankbar. Das macht auch den dicken Herbstnebel bunt! Danke Sascha Grosser für dein wundervolles Foto.