Meine Verantwortung, ob ganz oder gar nicht - oder in Maßen.

Ganz oder gar nicht - Schwarz oder weiß

Ich bin auf der Suche nach Antworten. Ich drehe mich derzeit in meiner grauen Welt, gebe mir selbst du Schuld, haue mich selbst klein, obwohl ich sehr genau weiß, dass es dadurch nicht besser wird. Dass es mich behindert.

 

Ja, der Kopf weiß so viele Dinge, doch in der Umsetzung hapert es gewaltig. Ja, ich bin schon weit gegangen, habe manchen Umweg genommen und doch bin ich voran gekommen. Ich könnte mich zurücklehnen, auf mich stolz sein und einfach langsam weiter gehen. Einfach?

Hoch hinaus und Tief hinab

In diesem Jahr, habe ich so wundervolle Momente der Freiheit und Gefühle erlebt, das Leben gespürt. Ich bin auf die Himmelsleiter gestiegen. Trotz des Erfolges, holte mich meine Therapeutin auf den Boden zurück. MIt Recht. Sie lies mich hadern, mich reflektieren, nachdenken. Ich wurde mir sehr hart bewusst, dass ich durch mein eigenes Handeln, schlechte Tage provoziere. Das ich mich selbst immer wieder überfordere, selbst an meinen guten Tagen, oder gerade dann. Ich finde die Grenze nicht. Ich ignoriere mich und kann sie aus diesem Grund weder bemerken noch ein STOP akzeptieren. Das aber rächt sich am nächsten Tag. Es geht hoch hinaus und tief hinab. Ich kann es so akzeptieren oder ich kann dafür sorgen, dass ich stabiler werde, dass die Tiefpunkte nicht so hart ausfallen.

 

So weit so gut? 

 

In den folgenden Therapiestunden folgten harte Auseinandersetzungen, harte Erkenntnisse und harte Einsichten. Therapie ist kein Kuschelkurs und schon gar nicht, wenn die Patientin (ICH) ihr eigenes ICH ignoriert und nicht annehmen will. Ihr die Akzeptanz fehlt, das Leben zu genießen, innerhalb ihrer Grenzen und  Beeinträchtigungen! Dazu kamen Trigger, die mir Gedankenstrudel und häßliche Träume brachten. Ich habe gekämpft, um mich. Ich habe verstanden und will es akzeptieren. Doch in mir ist jemand, der mich ganz anders handeln lässt, der verhindern möchte, dass ich stabil werde.

 

Im Urlaub, konnte ich meinen inneren Gegenspieler und die Welt vergessen (verdrängen). Ich hatte einen wunderbaren Urlaub. Den hatte ich auch, weil ich besser auf mich geachtet habe, Tagestouren begrenzt habe und mir immer wieder Pausen gegönnt habe. Hinzu kam, dass die laute, hektische, informationsgefüllte Außenwelt völlig ausgeschaltet war. Es gab nur mich, Michael und Dänemark.

Doch kaum in Deutschland erschlug mich meine Außenwelt. Warum? Weil ich es zuließ. Weil ich alles aufnahm, obwohl ich weiß, dass es mir nicht gut tut. Ich lasse alles viel zu dicht an mich heran und schaffe es nicht, Dinge von mir fern zu halten. Seit ein paar Wochen habe ich meine Außenwelt stark reduziert. Doch bin ich immer noch gefangen. Ich beginne wieder hart an mir selbst zu zweifeln.

 

Ganz oder gar nicht

Meine Therapeutin arbeitet mit mir und ich verändere mich. Doch ich habe momentan das Gefühl, ich finde die Balance nicht. Die Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Ganz oder gar nicht. Mir wird gerade sehr bewusst, dass ich bestimmte Dinge, Therapieziele oder Therapieaufgaben, entweder voll angehe oder sie lasse. Entweder ich bin perfekt oder ich bin krank. Entweder ich bin aktiv ohne Rücksicht auf Verluste oder gar nicht. Entweder ich erledige Alltagsaufgaben in Fülle oder eben nicht. Entweder mir geht es gut oder schlecht. Entweder mir gefällt etwas oder mir gefällt etwas nicht und ich drehe mich im Kreis. Entweder ich schreibe oder ... 

 

Die vielen Zwischenräume scheine ich nicht zu kennen.

 

  • Raus aus dem Schneckenhaus. Ich gehe raus aus dem Schneckenhaus und irgendwann entsorge ich es. Doch der Wunsch bleibt, mich darin zu verkriechen.
  • Gönnen sie sich Pausen. Ich gönne mir Pause und diese dehnen sich aus, bis fast zum völligen Rückzug. 
  • Machen sie Pause, nehmen sie sich für die Therapie, nur den Dienstag. Sie können nicht die ganze Woche an den Themen arbeiten. Das ist zu viel. Geben sie sich Zeit, üben sie in der Woche was sie schon können und erleben sie Dinge, die ihnen gut tun. Ich vergesse den Inhalt der Therapie.
  • Schreiben sie um zu verstehen oder schreiben sie um zu verdrängen? Ich höre auf zu schreiben, bin blockiert.
  • Egal wie es mir geht, ich gehe/fahre zur Therapie (Ergotherapie) und ignoriere die Gefahr. Sorgen sie für sich. Auch eine Therapiestunde kann abgesagt werden. Ich sage mehrfach Therapiestunden ab.
  • Sie sind krank und können nicht alles leisten. Sie selbst überschreiten ihre Grenzen. Übernehmen sie die Verantwortung. Ich schalte ab, meine Lebensenergie, meine Motivation und mein Antrieb versinken im Nichts.
  • Ich habe eine Wanderung mit meiner Freundin geplant. Dieser Tag muss genauso ablaufen, wie ich ihn geplant habe, auch dann, wenn es mir nicht gut geht und ich meine Grenzen erkenne. 
  • Mir geht es gut, ich kann nach langer Zeit mal wieder schreiben. 2 Texte fließen einfach so aus mir heraus. Statt jetzt aufzuhören, fange ich einen 3. Text an und würge an ihm, bis mein Kopf sich ausschaltet.
  • Ich gehe mit Michael einkaufen. Merke, das ich nicht gut drauf bin und sehr kämpfe, aber ich gehe noch in weitere Geschäfte, bis gar nichts mehr geht.
  • Ich putze in der Wohnung. Ich merke, dass mir die Kraft schwindet. Nein, ich mache weiter bis alles fertig ist, was ich mir vorgenommen habe.
  • Ich gehe mit Michael wandern, mir geht es gut und ich steige sogar die "Himmelsleiter" hinauf und erlebe Glücksmomente pur. Am nächsten Tag setze ich noch eins drauf und besteige noch einen Berg, statt etwas Schönes zu machen, was nicht alle Kraft kostet und mich an die Himmelsleiter zu erinnern, dem Glücksgefühl Raum und Muße zu geben.
  • Ich bin in einer Unterhaltung (Familie/Freunde). Ich merke, dass ich nicht mehr folgen kann, dass es mir zu viel wird. Doch ich bleibe so lange dabei, bis nichts mehr geht.
  • Ich bin zu Besuch, habe alle Freiheiten und auch für meinen Rückzugsort ist gesorgt und doch versuche ich mit allen Mitteln in der Runde zu bleiben.
  • Ein Besuch oder eine AKtivität bringt unvorhergesehene, unbesprochene Veränderungen (Aktivitäten oder Zeitverlängerungen). Ich lasse es geschehen, obwohl ich genau weiß, dass es mir nicht gut tut.

Ich frage mich, warum ich immer und immer wieder, in alte und überholte Verhaltens- und Denkmuster falle. Natürlich kann ich schon besser für mich sorgen, kann NEIN sagen, kann aussprechen was mich stört oder quält. Ich erkenne sehr gut, was mir Freude macht und wann ich aufhören muss. Und doch habe ich das Gefühl, ich kann nur ganz oder gar nicht.  Entweder ich bin verantwortlich und dann muss volle Konzentration, Zielstrebigkeit, alle Energie hinein gesteckt werden, um an ein perfektes Ziel zu gelangen, oder ich bin nicht verantwortlich und habe Pause, kann mich zurücklehnen und nichts tun.

 

Verantwortung

Ich glaube, momentan jagt mich die VERANTWORTUNG. 

 

Schon in sehr früher Kindheit, wurde ich verantwortlich gemacht und trug Verantwortung. Mein ganzes Leben, fühlte ich mich verantwortlich und sehr oft wurde ich verantwortlich gemacht, wenn es irgendwo in meinem Umfeld Probleme gab. Beständig fühlte ich mich schuldig und ich versuchte die Situation zu verändern und mich anzupassen. Eine Endlosschleife, die mich zerbrach.  Als ich zusammenbrach, wünschte ich mir nur noch eins - nicht mehr verantwortlich zu sein oder verantwortlich gemacht zu werden. 

  

Heute trage ich keine Verantwortung mehr für andere und kann von ihnen auch nicht mehr verantwortlich gemacht werden. Niemand ist mehr in meiner Außenwelt, der mich verantwortlich machen kann. Oder doch? Warum triggert mich das Wort Verantwortung bzw. der Satz, sie geben die Verantwortung ab?

Weil  ich keine Verantwortung mehr tragen möchte und instinktiv Ablehnung erzeuge. Dabei vergesse ich, dass es nicht um die Verantwortung von Leistung, Anforderungen oder für andere Menschen geht, auch nicht um verantwortlich gemacht werden.

  

Es geht um die Verantwortung für MICH SELBST, etwas was ich nie gelernt habe, nie lernen konnte. Natürlich schließt es auch andere Menschen ein. Es ist meine Verantwortung, wie sie mit mir umgehen oder mich fordern. Es liegt in meiner Entscheidung/Verantwortung, was ich zulasse, was ich tue und ob ich Forderungen einhalte. Es ist meine Entscheidung, ob Menschen die mir nicht gut tun, in meinem Leben einen Platz haben oder nicht. Es ist meine Entscheidung auszusprechen, was ich denke und fühle. Klarheit zu geben und zu nehmen. . Ich muss nicht für andere sorgen und mich für andere verbiegen oder mich um jeden Preis anpassen.

 

Meine Verantwortung, ob ganz oder gar nicht - oder in Maßen

Ich werde weiter gehen und beständig daran arbeiten, meine Verantwortung anzunehmen. Ich möchte mich nicht mehr selbst verletzen, mir selbst weh tun. Ich möchte leben! Das Leben ist auch schön, wenn ich es in Maßen genieße, in Maßen an mir arbeite, in Maßen Alltagsaufgaben übernehme und in Maßen Freizeitaktivitäten angehe, an guten wie an schlechten Tagen. 

Ich werde üben "halbe Sachen" und vielleicht auch nur "viertel Sachen" zu machen. Ich werde auf die Warnungen meines Körpers achten und schon bei den ersten Warnungen, mich zurück nehmen. Ich werde den positiven Erlebnissen und Momenten Zeit und Muße geben.