Vorbereitung Traumaklinik – Wackelnde Beine = Hochspannung & Vertrauen

Wackelnde Beine = Hochspannung & Vertrauen

Heute hatten meine Therapeutin und ich, dass gleiche Problem.

Wir wussten Beide nicht, was dazu geführt hat, dass ich wieder „abgestürzt“ bin. „Sie haben doch in der letzten Stunde, so viele positive Erkenntnisse gesammelt, wir haben gemeinsam gelacht und geflachst und sie sind frohen Mutes aus der Stunde gegangen.

 

Was ist passiert?“

Was ist passiert? Mich hat ein Satz erschlagen. Ich bin ihn nicht mehr los geworden.

 

 

Alle meine Gedanken drehten sich um den letzten, gut gemeinten, Satz meiner Therapeutin. „Sie wissen aber, dass es in der Klinik, auch um ihre Beine gehen wird.“

 

Alle Erkenntnisse dazu, den wirklichen Sinn dieses Satzes hat der Kopf ausgeblendet. In mir, hat Druck, Überforderung, Anspannung und Angst rebelliert. In dem Moment, wo ich den Beine-Satz ausspreche, fängt mein Kopf auch sofort an, wieder loszuhämmern und die Spannung schlägt unter die Schädeldecke.

 

Die Auswirkungen eines Satzes

 Da war er der Auslöser. Aber warum? Irgendwer ist in meinem Kopf, der mir Angst macht, sobald es um die Beine geht. Das heißt, im eigentlichen Sinne, geht es nicht um die Beine.

  • Es geht darum die Auslöser, die ich bisher kenne, zu bearbeiten.
  • Es geht nicht darum, dass sie in der Klinik die Grundtherapie beherrschen.
  • Es geht nicht darum, sie sofort bzw. innerhalb von 12 Wochen Klinik ruhig zu stellen.
  • Es geht darum, über die bekannten Auslöser zu sprechen und daran zu arbeiten.

Irgendjemand in meinem Kopf, hat deshalb mächtigen Frust. Könnte ja sein, mir würde es dann zu gut gehen. Wer dieser jemand ist, haben wir in der Therapiestunde nicht heraus gefunden. Das ist auch noch nicht notwendig. Wichtig ist erst einmal, dass mir bewusst wird, was da in mir abläuft und mir das Gehirn verhagelt.

 

Der Satz „Sie wissen aber, dass es in der Klinik, auch um ihre Beine gehen wird“ 

war, FÜR MICH, falsch formuliert.

Der Satz „Sie wissen aber, dass sie in der Klinik, auch an den Auslösern ihrer Anspannung arbeiten werden", hinterlässt keine Hochspannung und Angst. Ja, das weiß ich. Ich kann es annehmen. Ich werde es versuchen.

 

Hier wird mir gerade sehr deutlich, wie schwer so eine Traumatherapie für Therapeuten wie Patienten ist. Zwei Sätze in der gleichen Bedeutung ausgesprochen, haben noch lange nicht die gleichen Gedanken und Gefühle zur Folge. Die Worte, in die der Inhalt verkleidet ist, können positiv oder negativ wirken. Gut ist, wenn Therapeutin und Patientin, dann so vertraut! sind, dass sie den Auslöser herausfinden.

 

Auslöser meiner Hochspannung - Ventil wackelnde Beine

Wichtig ist es, mir bewusst zu machen, welche Auslöser da am wirken sind.

  • Angst, weil meine negativen Erfahrungen in der Vergangenheit, damit verbunden waren, auf einem Stuhl zu sitzen und dem Geschehen (den Anfeindungen, den Herabwürdigungen...) um mich herum, hilflos ausgeliefert zu sein. Diese Situationen ziehen sich durch mein Leben.
  • Angst, auf Menschen zu treffen, die mir nicht gut tun. Angst vor Falschheit, Häme und Verletzungen.
  • Angst, von der haltgebenden Wand hinter mir, auch nur einen Schritt weg zu gehen. Es war immer die Wand hinter mir, die mir Halt gab, nicht der Mensch. Ich habe zu lange allein gekämpft. Viel zu lange.
  • Angst, wirkliches URVERTRAUEN zuzulassen, zu mir selbst und zu jedem anderen in meiner nahen Umgebung. Vertrauen zulassen gegenüber anderen, fremden Menschen.

Es wird klar, dass genau diese Auslöser die Hochspannung in mir, bis hin zu Nerventoben unter der Schädeldecke, verursachen. Das kann auch ansteckend wirken. Ja, das ist mir völlig klar.

Diese Auslöser sind aber auch der Grund warum ich gegenüber Menschen keinen Blickkontakt suche bzw. halten kann. Wird mir wiederholt klar.

 

In der Klinik an den Auslösern arbeiten

Das heißt für mich, meine Klinik-Ziele sind

  • Vertrauen, in mich selbst zulassen, tun und sagen was ich wirklich DENKE, FÜHLE und MÖCHTE.
  • URVERTRAUEN, zu meiner Therapeutin und zu Therapeuten in Einzeltherapien zulassen. Ich habe bisher nur gute Erfahrungen mit Therapeuten gesammelt. Also möchte ich es versuchen.
  • Arbeit an den Auslösern für meine innere Hochspannung. Es wäre wunderbar, wenn ich endlich mit weniger Hochspannung leben könnte.
  • Ein oder zwei Schritte von meiner Wand weg, ins Leben gehen.
  • Blickkontakt beachten. Blickkontakt lenkt von den Beinen ab!!!
  • Weniger innere Anspannung (ruhigere Beine), gegenüber den Therapeuten in den Einzeltherapien und vielleicht auch mehr.
  • Es werden keine Wunder erwartet. Schritt für Schritt. Langsam vorwärts.

Vertrauen schafft völlige Entspannung für Minuten

Meine Therapeutin hat den Schalter gefunden. Sie kann die HOCHSPANNUNG ausschalten. Nach 55 Therapiestunden haben wir nun zum urvertrauensvollen Miteinander gefunden. Ich kann ihr gegenüber loslassen und meine Hochspannung minimieren. Auch wenn ich dabei, sehr unkorrekt, auf meinem Stuhl sitze (hänge oder liege). Ihr gegenüber kann ich dem Drang, mich „ordentlich“ hinzusetzen widerstehen.

 

Ja, auch heute waren meine Beine für ein paar Minuten ganz ruhig. Ja, ich war ein paar Minuten frei. Ein wundervolles GEFÜHL.

 

Zuversichtlich verlasse ich die Therapie.


Text by Heike Pfennig

Foto by Witten Berg