19.12.2018 -Kliniktagebuch-Ein guter Tag. Imagination, Therapieziel, Befreiende Einzeltherapie und überraschende Ergotherapie

Kliniktagebuch - 19.12.2018

Heute auf meinem Therapieplan:

  • Frühstück
  • Einführung in die Imagination
  • Einzeltherapie
  • Mittagessen
  • Ergotherapie
  • Abendbrot

Ich habe sehr gut geschlafen und bin gut aus dem Bett gekommen. Nach dem Frühstück, begann der Tag mit der Einführung in die Imagination. Es war ein gute Runde, in der ich selbst auch noch einmal die genaue Information aufnahm, was diese Therapie beinhaltet. Eine erste Kurz-Imagination in der Gruppe, war für mich unmöglich. Eine bunt zusammen gewürfelte Gruppe, von neuen Patienten und ich sollte eine Phantasiereise machen. Ich setzte meine Konzentration darauf, in der Gruppe zu bleiben. Was mir auch gelang. Ich denke, eine Teilnahme an der Imagination ist noch zu früh, auch meine wackelnden Beine sind dort ein absoluter Störfaktor. Das heißt nicht, dass ich es gar nicht schaffe. Ich gebe mir Zeit.

Imagination - eine Begriffserklärung

Achtung, diese Erklärung erhebt nicht den Anspruch einer präzisen und vollständigen Definition. Es ist ein Gedächtnisbericht.

 

Imagination ist die Fähigkeit sich positive Dinge vorzustellen, ist die Kraft der Fantasie. Es sind positive Fantasiereisen, Tagtraumreisen zu denen eigene positive Bilder entwickelt werden können. Es geht um wohl fühlen, etwas auf Abstand bringen und darum Wohlfühlgefühle zu erzeugen. Diese Bilder können von kurzer oder langer Dauer sein.

 

Diese Wahrnehmungen/Fähigkeit kann man trainieren. Wichtig ist die beständige Übung. 

Wenn sich Bilder ins negative wandeln, dann sofort aussteigen und sich das JETZT bewusst machen.

60% der Arbeit im Gehirn, besteht aus der Verarbeitung von Bildern. Daher die Imagination = Vorstellung von positiven Bildern.

 

Es gibt verschiedene Imaginationsübungen: 

  • Der sichere Ort - ein Ort an dem ich mich wohl und SICHER fühle
  • Der Baum - ein Ort der Sicherheit
  • Der Garten - wohlfühlen und Sicherheit
  • Tresorübung (schwer) - Traumabilder einpacken, einschließen bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich bereit bin, daran zu arbeiten.

Ablauf eine Imaginationsstunde:

  • Begrüßung und Entspannungsreise durch den Körper
  • Ein Bild wird erzählt
  • In mich schauen, wie es mir geht
  • Möglichkeit auch andere, eigene Bilder zu entwickeln
  • Regulation negativer Bilder
  • Auftauchphase - Das Jetzt wahrnehmen
  • Erfahrungsaustausch

Einzeltherapie

Vergangenheit:

Traumbild - Ich bin auf der Flucht, auf der Suche, irre herum, ohne wirklich zu erkennen wo ich bin.

Vergangenheit:

Blick auf mich in der Gruppe - Fühle Angst und mich auf meine Beine reduziert.

Jetzt: Möchte von Herzen lernen in der Gruppe zu sein, trotz Wackelbeinen. Fühle mich aber doch bedroht.

Zukunft: Da möchte ich hin. Das Licht sehen, Sicherheit spüren, auch im Umgang mit anderen Menschen.


 

Ich hatte mich mit einer Vertrauensübung (Rudi-Rentier) auf die Stunde vorbereitet. So wollte ich versuchen meine Beine ruhiger zu bekommen. Es gelang!! Sie waren ruhiger! Ich konnte mein Vertrauen für die Therapeutin öffnen.

Auf meine Beine hin angesprochen, äußerte ich, es doch einmal mit einem Reha-Sitz-Ball zu versuchen. Ich habe die Hoffnung, das durch die Haltung und die Balance, meine Beine anderes zu tun haben, als zu wackeln. So wäre das Grundproblem nicht gelöst, aber der offensichtliche Trigger wäre ausgeschaltet. So könnte ich nach und nach, in der Gruppe, Erfahrungen sammeln um damit Sicherheit und Vertrauen aufzubauen. "Das ist ein sehr guter, kreativer Gedanke". Ich freute mich, vielleicht doch eine Möglichkeit gefunden zu haben, die mir die Teilnahme erst einmal ermöglichen könnte.

Danach stand die Erarbeitung meiner Therapieziele auf dem Plan. Dazu beantwortete ich super viele Fragen, mit ja oder nein, offen und ehrlich. Aus diesen Ergebnissen heraus, wurden dann die 5 wichtigsten Themen eingegrenzt.  Damit hatte ich wenig Mühe. Diese 5 Themen sind nun meine Therapieziele, die Bestandteil des Behandlungsvertrages sind.

 

MEINE THERAPIEZIELE:

  1. Verantwortung, für MICH übernehmen lernen (und üben)
  2. Innere Kind - Arbeit zur Vergangenheitsbewältigung
  3. Kontaktfähigkeit, Vertrauen zu anderen Menschen verbessern
  4. Lernen/üben eigene Bedürfnisse, aber auch Grenzen besser mitzuteilen
  5. Techniken zur Selbstregulation lernen und üben

Im Anschluss daran, wurde aus meiner Bild-Hausaufgabe eine kleine Geschichte, von der Vergangenheit bis in die Zukunft. Das gab mir irgendwie Sicherheit. Trotz der dunklen Angstbilder, gab es einen positiven Blick. Ich war überrascht und bekam eine neue Hausaufgabe. Eine Übung zur Klärung von Vergangenheit und Jetzt - Diskriminationstrainig.

Am Ende der Therapieeinheit fühlte ich mich befreit. Vielleicht gab es die Möglichkeit meine Beine zu beschäftigen. Ich fühlte mich nicht mehr auf meine Beine reduziert und war guten Mutes.

 

Ergotherapie

Da ich schon mal in der Klinik war und jetzt 2 Jahre Ergo-Gruppen-Therapie ambulant gemacht hatte, durfte ich heute, ohne Einweisung an der Ergotherapiestunde teilnehmen. 

Ich freute mich sehr darauf, da ich ja meinen Weihnachtsbaum-Schmuck aus Treibholz basteln wollte.

"Sie sind ja gut vorbereitet", schaute mir die Ergotherapeutin lächelnd zu, wie ich meine Kisten und Kasten auspackte.

Ich hatte Freude daran, die einzelnen Treibhölzer zu sortieren und mir die passenden Dekoteilchen zu suchen. Klebepistole gelang mir auch, ohne Verbrennungen. 

Eine sehr unliebsame Aufgabe war aber das Bohren. Naja, wenn der Weihnachtsbaumschmuck angehangen werden soll, braucht er ja auch Löcher. Das erste Loch hat mir noch den letzten Nerv gekostet. Dann wurde es aber besser und so wurden heute die ersten Schmuckstücke schon fertig. Stolz wie Bolle. ICH habe eine Bohrmaschine in der Hand gehabt und selbst Löcher gebohrt. Geil.

Danach gönnte ich mir einen Chociato. Schokolade & Expresso, eine geniale Verbindung und eben eine richtige Belohnung, Sinnlichkeit und Genussübung. Lecker.

Ein wenig Entspannung im Internet. Aber der Abend wurde kurz. Ich war geschafft vom Tag, müde. Aber zuversichtlich und stolz auf mich.