31.12.2018 Kliniktagebuch - Themenzentrierte Gruppentherapie - Dramatherapie - Glückskekse

Kliniktagebuch 31.12.2018

Der letzte Tag im alten Jahr. Ich wache schon am Morgen völlig überspannt auf. Auf meinem Plan stehen heute Themenzentrierte Gruppentherapie und am Nachmittag Dramatherapie.

 

Die Gruppentherapie ließ mich so in Anspannung geraten. Ich hatte den Auftrag noch einmal mit der Therapeutin zu besprechen, wie ich in der Gruppe am besten regulieren kann und wie sie mir helfen kann. Die Gruppe ist immer noch meine Angstgruppe.

 

 

Auch der Speiseraum, mit seinem Gewusel, ist immer noch Therapie für mich. Noch immer fühle ich mich nicht wohl darin. Es ist mir zu laut, zu viel Gewusel, zu viele Geräusche und die vielen Patienten. Es interessiert sich niemand für mich und ich kann sein wie ich bin. Und doch fühle ich mich nicht wohl und stehe unter Druck. Noch ist es nicht besser geworden.

 

Doch auch an dieser Baustelle arbeite ich, mit Diskriminationstraining.

 

Themenzentrierte Gruppentherapie

In der Themenzentrierten Gruppentherapie werden Themen oder Probleme der Patienten aufgegriffen und bearbeitet. In der Regel sind das schwere Brocken. Dazu kommt bei mir noch das Thema Gruppe an sich. Aber auch heute schaffte ich die Therapiestunde. Nur zu Beginn musste ich mich regulieren. 

 

Heute hatten wir das Thema: Wie kann ich meine Maske ablegen? Was verstecke ich hinter der Maske? Welche Auswirkungen hat es?  X. konnte klar sagen, wie sie ihre Maske abgelegt hat und wie sie jetzt ihre Bedürfnisse beachtet, benennt und erfüllt. Wunderbar. Andere haderten wie ich, mit dem sich verstecken, alte Verhaltensweisen zu wiederholen und gerade hier und jetzt zu erkennen, dass sie es selbst zu gelassen hatten. Meine Maske ist sehr löchrig, da ja meine Beine verraten, dass etwas nicht stimmt. Mein Vertrauen und mein Bedürfnis nach Sicherheit nicht erfüllt werden bzw. von mir selbst nicht zugelassen werden. Wir beendeten das Thema, um es in der nächsten Stunde oder in den nächsten Stunden weiter zu bearbeiten. Mit Neujahrswünschen war dann die Themenzentrierte Gruppentherapie geschafft.

 

Nach dem Mittagessen war Michael kurz hier. Er brachte mir Glückskekse, die ich haben wollte, aber hier nicht bekommen hatte. Er hat 3 Päckchen gebracht. Ebenso wie ich, hatte er auch gedacht, für die Patienten meiner Gruppe und das diensthabende Personal in der Pflege, Reinigung, Küche und Rezeption. Wunderbar. Der kleine Schornsteinfeger war seine Überraschung für mich. Ich konnte auch meine Enkelkinder noch mal drücken, bevor sie mit Michael wieder nach Guben fuhren, wo sie gemeinsam Silvester verbringen. 

  

Alles braucht seine Zeit, sagte meine ambulante Therapeutin heute zu mir, erwarten sie keine Wunder. Sie können nicht alles schaffen. Nehmen sie den Druck raus". Ich war heute kurz bei ihr, um ihr persönlich einen guten Rutsch zu wünschen. Ich glaube darüber hat sie sich sehr gefreut.

 

Ich gönnte mir eine Chociatto-Pause, bevor dann um 15.30 Uhr die Dramatherapie begann.

 

Dramatherapie

Auf diese Therapiestunde hatte ich mich schon gefreut. Sie ist mir in so guter Erinnerung, dass ich frohen Mutes zur Therapie ging. Heute war die Gruppe sehr groß, da es ein freies Angebot war. Zu meiner Überraschung nahm auch meine ambulante Therapeutin teil. Das war für mich irgendwie toll und hat mein Vertrauen in sie, glaube ich verstärkt. 

 

In der Einführungsrunde, wie bin ich heute da, was trage ich in mir, sagte ich dann auch, dass ich mich freute dabei zu sein, meine Erinnerungen nur positiv sind und ich schon gespannt auf die thematische Arbeit bin.

 

Heute, am letzten Tag des Jahres, sollten keine schweren Themen angefasst werden. Es wurde ein Ressourcen bezogenes Thema. Dazu las die Therapeutin eine sehr verkürzte Fassung von "Zwölf mit der Post" von H.C. Andersen. "Wenn ein Jahr verstrichen ist, werde ich dir sagen, was die zwölf uns allen gebracht haben. Jetzt weiß ich es noch nicht, und sie wissen es wohl selbst nicht - denn es ist eine seltsam unruhige Zeit, in der wir leben" (Zitat aus der Geschichte), war dann die Überleitung zu unserer ersten Aufgabe.

  1.  Gibt es einen Lieblingsmonat im Jahr? Nehmen sie einen Gegenstand und legen sie diesen in unsere Jahresuhr.
  2. Im nächsten Schritt, galt es dann die Monate abzulaufen, sich zu erinnern was zum jeweiligen Bild gesagt wurde.
  3. Darauf folgend sollten wir dann ein Bild/Monat wählen, dass uns auf Grund der Erzählung nun gefiel. Ich wählte ganz selbstverständlich, den nun veränderten September.
  4. Natürlich wurde nun nachgefragt, warum wir nun dort standen.
  5. Die letzte Aufgabe "überlegen sie sich, was sie sich 2019 für einen Tag in diesem Monat vornehmen".

Die Stunde war schnell um. Ehe ich in der Schlussrunde sagen konnte, wie gut sie mir getan hatte, nahm mir X. meine Worte aus dem Mund. Sie freute sich für mich, dass ich so ruhig in der Stunde war. Ja, ich hatte auf einem Ball gesessen, damit waren meine Beine still. Ich fühlte Ruhe und Frieden in mir, trotz der großen Gruppe. Dafür bin ich sehr dankbar.  

Guten Rutsch in das Neue Jahr.