07.01.2019 Kliniktagebuch - Themenzentrierte Gruppe - Einzeltherapie KK - Visite - Kunsttherapie Einzel

Kliniktagebuch 07.01.2019

Heute stand auf meinem Therapieplan:

  • Frühstück
  • Themenzentrierte Gruppentherapie
  • Einzeltherapie KK
  • Visite
  • Mittagessen
  • Kunsttherapie Einzel
  • Abendbrot.

Der Tag ist heute verflogen. Es war ein schwieriger Tag für mich. Ich bin sehr angespannt, noch jetzt am Abend. Ich bin in Gedanken gefangen, die mich wieder zweifeln lassen. Bin ich wirklich in der Gruppe? Sage ich in den Gruppentherapien das richtige oder rede ich Müll? Ich weiß, diese Gedanken sollte ich vergessen, doch leider sind sie da.

In der Themenzentrierten Gruppentherapie stand heute das Thema Vertrauen. Ja, genau mein Thema und doch ... Wie ist es wenn sie Vertrauen spüren? Was ist Vertrauen für sie? Wie äußert sich Vertrauen? Ich sagte, wie ich es empfunden hatte, in meiner Therapie. Hinterher dachte ich, hätte ich bloß geschwiegen. Irgendwie hatte ich das Gefühl es passte nicht. Ja, es ist niemand in der Gruppe, der mit diesem Thema nicht ein Problem hätte. Ob mit der Gruppe oder mit sich selbst. Wichtig war für mich, dass allen eins wichtig war, vertrauen zu können und ein gutes Gefühl in der Gruppe zu haben. Ja, das habe ich irgendwie auch und irgendwie nicht. Es geht einigen so wie auch mir. Angst vor neuen Verletzungen, Angst nicht dazu zu gehören, Angst etwas falsch zu machen und damit das Vertrauen zu blockieren. Ich kann hören und sehen, wie sie mit sich und ihren Zweifeln und Ängsten kämpfen. Für sie habe ich Mitgefühl, was mir für mich selbst fehlt. Die Stunde war sehr emotional, was für mich sehr schwer zu ertragen war. Es tat mir weh, wie es andere mitnahm, wie andere sich selbst sahen. Ja, mir tat es weh. Bei mir selbst hatte ich damit kein Problem, ich selbst war mir nicht wichtig genug. Ich hätte schreien können. Da war auch Wut. Wut darüber, dass ich nicht weinen kann. Ich hätte gern geweint, endlich mal rausfließen lassen was da in mir tobt. Ich konnte mich nur regulieren, um nicht zu platzen - nicht völlig neben mir zu stehen und vielleicht zu dissoziieren. 

 

Einzeltherapie war heute ein KK (Kurzkontakt) vor bzw. bis zur Visite. Ich musste erst einmal zu mir kommen, etwas runter fahren, um in die Einzeltherapie einsteigen zu können. Ich erzählte was ich gerade erlebt hatte und warum ich so überspannt war. Wir unterhielten uns über meinen Blog, der nun Thema wird. Ich hoffe sehr, das die Entscheidung nicht gegen den Blog ausfällt. Das wäre sehr schade. Dann aber nicht zu ändern. Wir wiederholten die EMDR-Übung, die auch heute funktionierte. Sehr langsam, aber es funktionierte. Erst mit offenen Augen die Äußerlichkeiten und dann ging ich in die Erinnerung, schloß meine Augen und spürte meiner Erinnerung nach. Es wurde still und leicht. Heute sorgte ich mit meinen Händen selbst für ein wenig kribbeln. Es ist noch immer ein wunderschönes Gefühl für mich.

 

Wir müssen zur Visite, unterbrach sofort diese Ruhe. Mein Spannungsbogen schnellte nach oben. Auch wenn ich dort keine Unbekannten Therapeuten treffe, attackiert mich meine Angst. Was werde ich gefragt? Was wird erwartet? Sage ich das Richtige? Bin ich auf dem richtigen Weg? Vollkommen überrascht wurde ich von der Aussage, dass ich ein erstes Therapieziel schon erreicht hatte. Nein so wirklich kann ich es nicht glauben. So richtig konnte ich es nicht verstehen. Ich werde es morgen in der Einzeltherapie noch einmal besprechen.

 

Kunsttherapie Einzel, heute zum ersten Mal wieder. Ich war so gespannt und freute mich sehr darauf. Eine halbe Stunde unterhielten wir uns. Wie war es mir ergangen? Was war jetzt gerade mein Thema? Vertrauen und Angst. Die Angst ist es die mir das Gefühl der Enge gibt. Das Gefühl muss freigelassen werden. Es braucht Weite. Sie muss umarmt werden. Es muss ihr gut zugeredet werden, damit sie begreift, dass sie im Jetzt unbegründet ist. Das sie mich nicht mehr beschützen muss, weil ich es selbst kann. Sie wollen die Angst wegschieben, weil es kein gutes Gefühl ist. Sie muss angenommen und geliebt werden. Es brauchte viele hunderte Jahre, bis es dazu kam, dass ein Mensch wie sie, mit all ihrem Ich geboren wurde. Jeder Mensch ist es wert, denn jeder Mensch ist einzigartig. So wie sie auch einzigartig sind.

Die kleine Pippi ist schon in ihnen! Warum? Ohne die kleine Pippi würden sie nicht bunte Stulpen tragen und sich nicht einen Bernstein und Hühnergott umhängen. Es ist schon etwas da, was sich liebt in ihnen. Stellen sie sich einmal vor, ein Zauberer wäre vorbeigekommen und hätte sie verzaubert, so wie sie sein wollen, in der Zukunft. Schließen sie die Augen und beschreiben sie, wie sie sich sehen. .... Sehen sie, es ist alles schon da. Seien sie gut zu sich selbst. Was denken sie, was sie heute malen könnten? Klare Antwort: Ich würde mich malen, mit der kleinen Pippi. Ich habe das Bild nicht fertig bekommen. Ich habe mich gemalt und die kleine Pippi hängt irgendwie in mir drin, mit einem Seil verbunden zum Herz. "Sie ist da, doch sie gehört in ihr Herz. Dort muss sie hin". Ja, da war es wieder, mein Thema "inneres Kind". Ich war dankbar für diese wundervolle Therapiestunde.

 

Schauen sie morgens in den Spiegel, schauen sie sich an und sagen sie zu sich selbst:

Auch wenn du jetzt denkst, du bist eine dumme Kuh, ich habe dich trotzdem lieb! Ich möchte mit dir leben!

 

Irgendwie war die Zeit vom späten Nachmittag bis Abend schnell vorbei. Ich kämpfe mit mir. Fühle mich eingeengt, bedrängt und überfordert. Ich trage eine Last. Sie drückt mich nieder. Ich kann sie noch nicht lokalisieren. Sie ist da und nimmt mir Kraft und Glauben. Es ist schlimm, hart zu begreifen, wie weit es andere Menschen geschafft haben, mich zu zerstören. Ich hatte die Verantwortung, denn ich habe es mit mir machen lassen. Nein, nie wieder. Jetzt übernehme ich Verantwortung zu lernen, mich selbst zu stärken, mir selbst zu vertrauen und mich irgendwann selbst zu lieben, damit es nie wieder geschehen kann. Morgen ist auch wieder ein Tag. Ein Tag mit Einzeltherapie - Zeit zum reden, in mich selbst zu schauen, Zeit für mich.