Du bist meine Freundin. Du bist es mir wert. Du bist es wert DEIN Leben zu leben, DICH selbst zu finden, zu lieben und zu achten.

Du bist es mir WERT! Ich mache mir Sorgen um DICH!

Liebe ...,

Wir kennen uns schon lange. Wir haben schnell bemerkt, dass wir in vielen Dingen genauso ticken und denken. Werte, Erfahrungen, Grundsätze, Familie, Arbeitsengagement und unsere Ausreden/Gründe sind sich sehr ähnlich. Du hast ein riesengroßes Herz. Das schlägt für andere, nicht aber für dich selbst. Du wirbelst und kämpfst, mit voller Kraft auf vielen Hochzeiten des Lebens. Immer wieder gibt es Nackenschläge und Selbstverständlichkeiten, die dich schlagen und jagen.

 

Wie ähnlich wir uns sind, fällt uns Beiden immer wieder auf. Du erinnerst dich genau daran, wie ich einmal war, wie ich gekämpft habe und wie ich verloren habe. Du siehst leider nicht, dass du auf genau dem selben Weg bist. Ich habe große Angst um dich. Genau deshalb!

 

Liebe ...,

 

Gestern hörte ich deine Worte: "Ich will nicht mehr stark sein. Ich möchte auch mal schwach sein", zu meiner Bestürzung. Weißt du noch? Genau diese Worte, diese Gedanken hatte ich und ich sprach sie noch immer aus, als ich zusammengebrochen war, als nichts mehr wie früher war. Weißt du noch?

 

Jetzt sitze ich hier, schreibe dir, in der Hoffnung, dass du es liest und verstehst. Für DICH sorgst.

 

Ich trug eine Maske, die gut saß. Niemand sah, wie kaputt ich war. Lächelnd wuppte ich alle Herausforderungen des Lebens, Familie und Job. Ich war für jeden anderen stark. An meinem Geburtstag 2011 wünschte ich mir von Herzen, nicht mehr stark sein zu müssen. Doch weiter ging es, denn niemand kümmerte es, dachte ich. Warum aber sollte es jemanden kümmern, wenn es mich selbst nicht kümmerte. Ich sorgte für  andere, das gab mir Halt und Anerkennung. Es raubte mir die Kraft und gab mir die Gelegenheit mich selbst zu ignorieren. Ich war und bin es immer noch, hart zu mir selbst. Das machte, mir wohlgesonnenen Menschen, Angst. Für alles hatte ich Gründe, mich selbst abzuwerten, mir selbst die Schuld dafür zu geben und mir selbst zu sagen: ich habe es nicht anders verdient. Ja, Familie und Existenzangst spielten dabei ein große Rolle. Hilfe annehmen, wofür? Was sollte das bringen? Ich war doch nur zu dumm es richtig zu machen. Positives anzunehmen oder zu sehen war nicht mehr möglich. Ich war im Hamsterrad der negativen Gedanken gefangen. Bis? Bis meine Seele sehr hart STOP sagte.

 

Weißt du noch? Ganz bestimmt weißt du es noch. Du warst damals die Einzige, die sich auf den Weg machte, die keine Fragen stellte, die einfach kam um nach mir zu sehen. Du hast klar gesehen, wohin meine Selbstignoranz mich gebracht hatte. Liebe...,genau da bist du jetzt. Genau wie ich trampelst du mit allem was noch in dir steckt weiter, ungeachtet deiner Bedürfnisse und Wünsche. Schau in den Spiegel. Erkennst du dich noch, oder schaust du nicht mehr hinein, weil du dich selbst nicht mehr sehen kannst?

 

Liebe ..., deine Härte gegen dich selbst, hat mir gestern sehr weh getan. Mir blutet das Herz, wenn ich höre wie du mit dir umgehst. Und ja, bei anderen kann ich es deutlich sehen, bei mir selbst ist es schwierig. Das ist aber kein Grund, meine eindringlichen Worte wegzuschieben. Ich habe jetzt in meinem letzten Klinikaufenthalt, mehrfach die Frage bekommen, warum ich nur so unmenschlich hart zu mir selbst bin. Ich wurde mir selbst bewusster und es kam der Tag, an dem ich aus voller Seele sagte: Ich will kein Opfer mehr sein, ich will mich nicht mehr selbst verletzen. Opfer? Verletzen? Ja, genau das sind und machen ICH und DU. Ich weiß jetzt genau, dass genau dort der Schwachpunkt liegt. Ich und Du, sind es wert, unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen, zu achten und zu leben. Es hat niemand das Recht, einschließlich ich selbst, diese zu negieren oder zu übertreten.

 

Liebe... , bitte nimm Hilfe an. Jetzt! Je früher Hilfe angenommen wird, umso höher sind die Chancen wieder ein gutes Leben führen zu können. Nein, nicht jeder braucht dafür Medikamente. Nein, nicht jeder muss dafür alte Wunden oder traumatische Erlebnisse hervor holen und bearbeiten. Eine Psychotherapie ist ohne Medikamente und Traumaarbeit möglich. Sie hat immer die Inhalte, die der Patient vorgibt! Es ist eine wundervolle Gelegenheit, in sich selbst hinein zu schauen, Antworten auf Fragen zu finden warum es mir passiert, Verhaltensmuster zu erkennen und zu verändern, zu lernen für sich selbst zu sorgen!!! Nein, dass ist kein Egoismus oder Selbstherrlichkeit. Es ist dein Recht, für dich selbst zu sorgen. Erst wenn ich das kann, kann ich anderen helfen und für andere da sein. 

 

Liebe... , du hast immer weniger Kraft für andere da zu sein. Ich möchte dir nicht sagen, dass du keine Kraft dafür hast, das wäre die harte Wahrheit. Du brauchst Kraft für dich und deine Kinder. Du siehst die Welt fürchterlich negativ und die positiven Dinge um dich herum, kommen nicht mehr gut in deinem Herzen und vor allem nicht in deiner Seele an. Du schlägst sogar den Gedanken aus, es könnte dich jemand lieben. Lieben wie du bist, dir Wärme, Zuwendung und Halt geben, dich bestärken und unterstützen. Schade. Du bist es wert und es wäre wundervoll, wenn du so einen Menschen finden würdest. Das benötigt Aktion, Zuversicht und Offenheit, welche du derzeit völlig weggeworfen hast. Furchtbar.

 

Bitte nimm Hilfe an. Nimm psychotherapeutische Hilfe an. Sei es dir selbst wert. Du hast verdient glücklich zu sein und dein Leben mir FREUDE und LIEBE zu meistern.

 

Von ganzem Herzen, deine Freundin Heike