2019-Klinik am Waldschloeßen Dresden - Klinik meines Vertrauens - Meine Sichtweise zum Aufenthalt - Mein Rückblick. Meine Ergebnisse.

2018/2019 - Klinik am Waldschlößchen - Klinik meines Vertrauens

Ich war zum 2. mal in der Klinik am Waldschlößchen -Fachklinik für Psychosomatische Medizin Zentrum. Der Name der Klinik bezieht sich auf das kleine alte Waldschlößchen, unweit, der Klinik und auf das Wohn-und Geschäftsviertel. Sie liegt inmitten der Stadt, unweit der Elbe (Elbwiesen, Elberadweg, Aussichtspavillon), der Waldschlößenbrücke und der Waldschlößchen-Brauerei.

In unmittelbarer Nähe ist "Konsum" (Edeka), eine Apotheke, ein Bäcker, ein Papier-und Postladen, Sparkasse, Blumenladen und Friseur. 500 m braucht es bis zu Netto. Für einen frühen, guten und preiswerten Kaffee, innerhalb der Woche, wenn die Kaffeetheke der Klinik nicht geöffnet ist, in meinen eigenen Thermobecher, bekam ich in der unweit gelegenen "Suppenküche". Zur Straßenbahn, mit der man ohne umsteigen, in die Neustadt oder Altstadt fahren kann oder bergauf zu den 3 Elbschlössern und zum Weißen Hirsch, sind es nur 5 min Gehweg. 

Meine Tasche, Schreibbrett, Skill-Tasche und Glücksbringer 

Mein Zimmer

Am 13.12.2018 begann mein Aufenthalt in der Klinik.

 Die Klinik sorgt für einen guten Aufenthalt. Die Einzelzimmer sind auch für Kassenpatienten sehr gut eingerichtet und geräumig. Jedes Zimmer verfügt über ein großes Bad mit Dusche. Alle Etage sind über Fahrstuhl zu erreichen. 
Während meines Aufenthaltes hatte ich ein Zimmer über der Küche/Essenraum. Die Geräuschkulisse war entsprechend, aber nicht beeinträchtigent. In der Regel war die frühe Warenlieferung oder das erste Stühle scharren mein Wecker. Eine Essenszeit konnte ich also nicht verpassen. Trotzdem habe ich mich in meinem Zimmer wohl gefühlt. 

Zimmer-Einblicke und meine Glücksbringer

Traumaverständnis & Trigger

In der Klinik, den Therapien wie den Kontakten zu anderen Patienten, darf das Trauma selbst nicht geäußert werden. Jeder Patient ist anders traumatisiert und depressiv beeinträchtigt. Jeder Patient hat einen anderen Traumabezug. Es sind Patienten mit den unterschiedlichsten Traumas, unter anderem von Unfall, aus Berufs- oder Lebens-Ereignissen, vereint unter einem Dach. Entsprechend ihrer traumatischen und anderen Betroffenheiten, arbeiten sie in unterschiedlichen Gruppen. Alle sind anders belastet und haben unterschiedliche Trigger. Daher ist auch eine Triggergefahr nicht vermeidbar. Anders als im alltäglichen Leben, werde ich hier aufgefangen.

Erste Schritte

Die ersten zwei Wochen waren ziemlich ruhig und von Einführungsveranstaltungen (in die verschiedenen Therapieangebote und die Klinikregeln) gefüllt. Wichtig ist an dieser Stelle, darauf hinzuweisen, dass die Klinik kein Sanatorium ist, sondern eine Klinik! Es gibt Regeln an die ich mich halten muss, ohne Kommentar. Alle Dinge die ich benötige oder verändern möchte sind mit der Bezugstherapeutin abzusprechen, von Fernseher, Internetzugang über verlängerter Ausgang oder Mahlzeitenabmeldung, Sitzplatz im Speisesaal, bis hin zur Nutzung von Therapieangeboten. Auch gibt es Schließzeiten der Klinik. Das heißt ich komme raus aus der Klinik, aber nicht wieder hinein. Das ist ein normaler (Schutz)Vorgang in fast allen Kliniken. Auch das Eintragen und Austragen in ein "Meldebuch" ist notwendiger Bestandteil des Klinikalltages. Es dient nicht der Überwachung, sondern ist im Notfall, die Grundlage für die Überprüfung der anwesenden "zu rettenden" Patienten.

 

Daneben waren die Erstkontakte mit Patienten und der Aufenthalt im Speiseraum gewöhnungsbedürftig. Besonders der Speiseraum war zu Beginn wieder mein Horrorraum. Er ist groß, hat einen offenen Einblick in die Küche und ca. 40 Patienten halten sich zu den Mahlzeiten dort auf. Unterhaltungen, Stühle ratschen, fallendes Besteck, Kochtopf-geklapper, Gemüse-schneiden ... brauchten eine Gewöhnungszeit, um mich nicht beständig in Schrecken zu versetzen. Ich denke, durch die Größe des Raumes und die kahlen Wände, wird die Lautstärke noch gefördert, aber in der Mitte meines Aufenthaltes hatte ich mich an die normale Lautstärke und die Fülle von Menschen einigermaßen gewöhnt.

Klinikhof-Spaß, Glücksbringer-Geschenke, Aussicht-Pavillon 

Mein Blick zurück

Die ersten Wochen waren vom Ankommen bestimmt. An den Klinikalltag gewöhnen. Morgens mit Wecker aufstehen, Hygiene und anziehen. Dann in die Kaffeeküche und Kaffee kochen. Dann mit Thermotasse auf dem Hof, in der Raucherecke Kaffeezeit, dann Frühstück, danach Therapien, Mittagessen, Therapien, Abendbrot und zwischen 21:00 -22:00 schlafen gehen. Und ja, die Mahlzeiten sind hier Bestandteil der Therapie, sie sind Pflicht. Nur an den Wochenende konnte ich mich befreien lassen. So war ausschlafen oder ein längerer Ausflug auch möglich. Ein Glück hatte ich Tagesstruktur in den vergangenen 2 Jahren geübt und war frühes aufstehen gewöhnt. 

 

Die Morgenstunde (vor dem Frühstück) brauchte ich. Raucherecke auf dem Hof, in Ruhe Kaffee trinken und rauchen. Ganz ruhig in den Tag starten. An den kalten Tagen, hatte ich erst ein Thermokissen und dann eine Picknickdecke, in die ich Beine und Po einwickelte. So konnte ich der Kälte trotzen. Ich hatte aber auch Glück, der Winter war in diesem Jahr, nicht sehr kalt. Natürlich war ich dort selten allein. Ich begrüßte jeden "Guten Morgen ....". Das brachte mich langsam in den Tag und andere freuten sich darüber. Andererseits konnte ich so bald jeden mit Namen ansprechen, was mir in der Kommunikation wichtig ist. Gespräche wurden morgens nicht so viele geführt. Die meisten hatten, wie ich, Startschwierigkeiten. Als es wärmer wurde und die Sonne schien, setzte ich mich auch oft auf den Marktplatz, der unmittelbar hinter der Klinik ist. Dort konnte ich die Morgensonne genießen und dem Vogelgesang zuhören.

 

Natürlich hätte ich meine Kaffeezeit auch auf dem Zimmer oder in der Lobby verbringen können. Doch da darf ich nicht rauchen und die Lobby war ein Raum, den ich gern mied. Ein riesiger Raum, der ebenfalls die Lautstärke verstärkte. Mir war es hier viel zu wuselig und zu laut. Durch die Lobby mussten alle, Therapeuten, Patienten, Schwestern und Besucher, auf ihren Wegen zu den Zimmern, zum Speisesaal, zur Kaffeethecke, zur Rezeption oder zu den Therapieräumen. So kamen hier vielerlei Geräusche und Menschen zusammen. 

 

In meinen Pausen, saß ich lieber draußen, in der Raucherecke. Hier habe ich auch viele wunderbare Menschen, aus anderen Gruppen getroffen. Wir haben uns gut unterhalten, gelacht und Spaß gemacht. Dabei war gegenseitige Rücksichtnahme immer präsent. Wenn es einem nicht gut ging, hielten die anderen Abstand und unterhielten sich leiser. Hier wurden auch Fragen oder Ängste ausgetauscht, Mut gemacht, beruhigt und mitgefühlt. 

Der erste Schnee - Achtsamer Spaziergang an der Elbe zur Selbstregulierung.

Mein Gruppenvertrauen

Ich glaube eine der größten Hürden war mein Mißtrauen gegenüber anderen Patienten. Ich war nicht in der Lage zu vertrauen, wenigstens den Menschen, die in meiner Therapiegruppe waren. Ich war ängstlich und immer darauf bedacht, nicht aufzufallen oder anzuecken. Ich war in der Opferhaltung unterwegs. Erst eine Gruppen-Themenzentrierte Therapiestunde half mir diese Haltung abzulegen. Ich hatte dort die Frage gestellt, wie mich die anderen wahrnehmen. Die Antworten, waren ehrlich und offen. Sie gaben ein klares Bild. Ein Bild dem ich nicht folgen wollte. Ich wollte nicht ängstlich und kindlich wirken, andere im Helfersyndrom triggern. Langsam begann ich in der Gruppe anzukommen und vor allem zu vertrauen. Die Gruppe war stark und Besonders (für mich). Egal welches Thema, es gab immer einen guten Meinungsaustausch und immer fanden sich andere, die ebenfalls ähnlich betroffen waren, ähnlich fühlen oder nicht fühlten und die oft die selben Fragen hatten. In diesem geschützten Umfeld konnten ich und die anderen offen über alle Themen sprechen. Die Gruppe war wunderbar und ich lernte zu vertrauen und ließ mich nieder. So konnte ich mich gut entwickeln, dazu lernen und meine Erfahrungen oder Erkenntnisse weiter geben, ohne Angst das Falsche zu sagen. Wenn Nachfragen standen, wurden sie ausgesprochen. 

Trauer zu lassen. Trauerbewältigung. Dankbare gemeinsame Zeit mit meinem Sternenkind. Es gehörte zu meiner Selbstregulierung während der direkten Traumabearbeitung.

Verbale & nonverbale Therapieangebote

Für mich ist der Verbund von verbalen und nonverbalen Therapieeinheiten (Gruppen & Einzeltherapie) der absolute Erfolgsgarant. Meine verbalen Therapie-Einheiten: 2x Themenzentrierte Gruppe, 1x Psychoedukation, 1x Fertigkeitentraining, 1x Vertragsgruppe - verbunden mit meinen nonverbalen Gruppentherapien: 1x Körpertherapie, 2x Frauensport, 1x Dramatherapie, 1x Kunsttherapie und 1x Ergotherapie, sowie meine 1x Einzeltherapie- Kunst, haben mir gute Erfolge gebracht. Daneben gibt es noch weitere offene und freiwillige Therapieangebote, wie therapeutisches Boxen, Bogenschießen, Chi Gong, Tai Chi, Meditation, Genußtraining oder Aromatherapie (es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit). PMR sowie Imagination in der Gruppe, standen auch auf meinem Therapieplan, waren aber nicht erfolgreich bei mir. Alle nonverbalen Therapien gibt es auch als Einzeltherapieangebote. Hinzu kommen noch 3 Therapieeinheiten Einzel-Psychotherapie.

 

Die nonverbalen Therapieeinheiten, sollen neben der Themenarbeit auch ein wenig Entspannung bringen. Das tun sie auch. Für mich waren sie Seelenstunden. Hier konnte ich mich niederlassen und kreativ sein. Lernte aber auch z.B. für mich eine eigene Imagination zu erstellen bzw. fand ich eine neue Skillübung (2Bälle jonglieren), die meine linke Gehirnhälfte wieder in Schwung bringt, fand Lösungen und Sichtweisen zu meinen gerade bestehenden Themen. Entlastung im Therapiealltag gaben sie mir nicht. Es waren Therapieeinheiten, die nicht so anstrengend waren, aber sie gehörten in den Therapiealltag. Dieser war insgesamt sehr anstrengend. Es ist echt harte Arbeit über die Woche zu kommen. Ich war immer froh, wenn die Woche vorbei war und ich am Wochenende ausruhen konnte. In den letzten Wochen, in der direkten Traumabehandlung war meine Kraft oft schon Donnerstag völlig verbraucht. Ich hangelte nur noch über die zwei letzten Wochentagen und ja, ich konnte auch nicht mehr alle Therapieeinheiten bewältigen und ließ mich entschuldigen.

 

Neben dem Therapiealltag gab es auch noch andere Aufgaben, wie zum Beispiel Skillübungen, Spiegelübung, Ballübung, schriftliche Reflexionen, Hausaufgaben und Wochenberichte schreiben. Daneben hat der Kopf noch seine eigenen Weg beschritten und mir in den letzten Wochen den Nachtschlaf geraubt.

Neben meinen Einzel-Psychotherapiestunden und den nonverbalen Seelenstunden wurde die Themenzentrierte Gruppentherapie zu einer Therapieeinheit, die ich sehr mochte, obwohl sie die anstrengenste Gruppentherapie war. Der Grund hierfür war, je mehr Vertrauen ich zuließ um so mehr konnte ich mich auf die Inhalte einlassen. Inhalte, die von den Patienten bestimmt wurden. Themen aus dem Alltagsleben. Themen, in denen ich mich stets wiederfand.  Themen wie Wut, Maske, Angst, Leistungsschwäche, Selbstwert oder Ressourcen wurden bearbeitet.

Frühling im Februar - Ein Fotospaziergang zur Regulation vom Therapiealltag.

Ergebnisse und Erkenntnisse

Meine Ergebnisse (hier besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Ich war stabil genug, den Klinikaufenthalt zu meistern.
  • Ich war gut vorbereitet, über die ambulante Therapie und meine Tagesstruktur.
  • Ich sorgte für mich, für einen guten Aufenthalt mit persönlichen Dingen (Thermoskanne, Thermobecher, Sitzkissen, Deko für mein Zimmer, Glücksbringer).
  • Ich habe mich voll auf den stationären Aufenthalt konzentriert.
  • Ich habe nie aufgegeben, es immer aufs Neue versucht.
  • Ich konnte Therapeuten wie Patienten vertrauen.
  • Ich habe mich auf MICH konzentriert, mich gut abgegrenzt.
  • Ich habe Skills eingesetzt, mich selbst regulieren können.
  • Ich habe gesagt, was ich gedacht habe.
  • Ich habe Pausen gemacht, mir selbst Gutes getan.
  • Ich habe mich auf Kontakte eingelassen.
  • Ich habe alle meine vereinbarten Therapieziele erreicht.
  • Ich würde es wieder tun.

Fang das Licht. Abschied von der Klinik.