Mein Erfahrungsschatz - Schlaue Merksätze aus meinem Kopf. Ich weiß, sie weisen mir den Weg. Ich vertraue mir.

Mein Erfahrungsschatz - Schlaue Sätze aus meinem Kopf

Im 2. Aufenthalt in der Traumaklinik sind mir einige Dinge sehr bewusst geworden, die ich hier jetzt festhalten möchte, damit ich mich selbst daran erinnern kann, nachlesen kann, wenn ich nicht weiter weiß.

  •  Auf mich selbst vertrauen! Ich bin schlau und habe viele gute Kenntnisse und Erfahrungen in meinem Kopf.
  • Ich darf langsam gehen. 
  • Nicht alles auf einmal wollen. Ein Schritt reicht völlig aus und morge wieder einer. 
  • Ich darf für mich selbst sorgen, auch wenn es anderen nicht gefällt.
  • Perfekt, ist herrlich unperfekt zu sein!
  • Ich mache Fehler. Ja, Fehler. Das darf sein und ist kein Grund mich selbst zu verurteilen.
  • Ich möchte mich nicht selbst verletzen (mit Worten, mit Skill). Ich bin kein Opfer mehr und möchte jetzt nicht Täter sein, mir selbst gegenüber.
  • Ich darf auf MICH schauen, MICH abgrenzen. (Ich bin nicht für alles verantwortlich und ich bin nicht immer gemeint oder betroffen)
  • Sei ehrlich, vor allem zu dir selbst. Ich bin krank und habe Beeinträchtigungen. Ich kann nicht alles, aber vieles.
  • Skills müssen frühzeitig eingesetzt werden, bevor der Spannungspegel bei 50% ist.
  • Auf die ersten Anzeichen von Belastungen achten, mein Bauch hat immer Recht. Situation anschauen, verändern oder verlassen.
  • Klar überlegen und Entscheidungen treffen, bevor ich handle oder Ja sage. Nein, tut nicht weh.
  • Vermeidung bringt keine positiven Erfahrungen. Z.B. Kontakte können wohltuend sein. Hätte ich in der Klinik nicht vertraut, hätte ich nicht so wundervolle Menschen erleben dürfen. Ja, es waren Kontakte im geschützten Raum, doch sie haben mir gezeigt, dass es noch wirklich gute Menschen gibt. Ich bin sehr dankbar dafür.
  • Dinge, die schwer fallen (z.B. einkaufen, telefonieren, Arztbesuche ...) muss ich immer und immer wieder üben. Mit sehr kleinen Schritten beginnen, um irgendwann größere Schritte zu wagen. Ohne Übung erreiche ich keine Fortschritte, kann keine positiven Erfahrung sammeln.
  • Erlernte Übungen müssen wiederholt werden, immer wieder. Sie helfen mich selbst zu regulieren, handlungsfähig zu machen.
  • Ich bin ein empathischer Mensch und möchte es sein. Mitgefühl, Verständnis und Ehrlichkeit sind positive Eigenschaften und niemals unnötig oder fehl am Platze.
  • Ich geh mit dir so um, wie ich selbst gern beachtet und behandelt werden möchte.
  • Gefühle denken, heißt Emotionen in Erinnerung holen, damit sie den Weg in meinen Körper wieder finden.
  • Ich kann nur meine Gefühle wieder erleben, die Emotionen fühlen, wenn ich ALLE Gefühle (Liebe, Wut, Ärger, Trauer ...) zulasse, annehmen lerne und lerne mit ihnen umzugehen. 
  • Wut darf sein! Sie ist ein wichtiges Gefühl, dass mir Kraft gibt für Veränderungen. Wut entsteht, wenn Grenzen überschritten werden. Sie muss beachtet und ergründet werden.
  • Angst darf sein. Mich selbst fragen, woher die Angst kommt. Gehört sie in die Vergangenheit oder ist sie im Jetzt (Diskrimination). Angst aus der Vergangenheit sagen, dass sie nicht mehr gebraucht wird, sie unnötig ist, weil es mir jetzt wirklich gut geht.
  • Miteinander offen reden, in der Familie bzw. der Beziehung ist überlebenswichtig. Zugewandt sein bringt Akzeptanz, auch wenn verstehen schwer fällt. 
  • Die Liebe verträgt keine Maske. Liebe macht sie unnötig. Eine Maske zerstört. Wer, wenn nicht der Mensch den ich liebe und der mich liebt, soll mein wahres ICH kennen?
  • Den Partner mitnehmen - d.h. erzählen was in mir vorgeht, was ich in der Therapie besprochen habe, womit ich gerade kämpfe. Nicht um Mitleid zu erhalten, sondern damit er weiß wo ich gerade stehe, wie es mir geht.
  • In meinem Kopf kann niemand lesen. Ich muss aussprechen, was ich denke und fühle. Sofort oder Zeitnah.
  • ...
  • ...
  • wird ergänzt, wenn mir noch ein Gedanke kommt.

All diese Dinge sind für mich einfacher umzusetzen. Warum? Ich bin aus dem normalen Arbeitsleben heraus, welches Erwartungen, Druck, unnötige Zugeständnisse und Stresssituationen beinhaltet. Da sind all diese Dinge auch notwendig, aber wesentlich schwerer umzusetzen, da Existenzangst ein häufiger Begleiter und Entscheidungsgeber ist. Leider.

Trotzdem möchte ich Mut machen, wenigstens ein paar dieser Merksätze umzusetzen, anzuwenden. Nur wenn ich es versuche, kann ich verändern.

 

Damit möchte ich nicht sagen, dass ich diese Dinge alle annehme, beachte und umsetze. Nein, auch für mich ist die Umsetzung schwer und scheint manchmal unmöglich. Aber ich weiß, es sind die Dinge, die mich voranbringen und zurück in mein LEBEN. Ich habe es erfahren, ich habe es erlebt. Ich werde es üben, solange üben bis meine alten Glaubenssätze und die damit verbundenen Handlungsweisen positiv überschrieben sind. Ich gebe mein Bestes.

Ich möchte leben, wie es mir gefällt, mit Depression und Trauma.