Wenn die Sehnsucht größer als die Angst ist ... Ein langer Weg der Therapie ist zu Ende. Abschied nehmen von meiner Traumatherapeutin.

Abschied nehmen. Meine Trauma-Therapie ist beendet

Ich weiß nicht ob es die Sehnsucht war, die mich damals auf den Weg brachte.

Auf einen langen Weg in der Therapie.

Einen Weg, bis hin zur Traumatherapie.

Was ich weiß. Ich wollte leben! Ich wollte mein Leben zurück.

Es war mein Wissen, ohne Therapie und Hilfe, geht es nicht.

Ich hatte keine Wahl!

Die Option aufzugeben und hinzunehmen wie es war, gab es nicht.

Es war unbändiger Willen, Kampf, Wunsch und Perfektionismus-Sucht.

Gute Ärzte unterstützten meine erste Schritte aus dem Nichts heraus.

 

Das Glück hatte ich auf meiner Seite.

Ich konnte mit sehr guten Therapeuten zusammen arbeiten.

Meine Krankenkasse bestätigte all meine Wünsche.

Ich konnte nach Dresden ziehen, meine Lebenswelt neu ordnen.

Der Psychiater-Wechsel brachte neuen Wind auf meinen therapeutischen Weg.

Ein Glück.

Weg vom Risperidon, dass mich ein Zombie sein lies, mir jedes wirkliche SEIN nahm.

Hin zur Traumatherapie in der Klinik am Waldschlösschen.

Dort, wo ich sie kennen und schätzen lernte.

Von nun an, gingen wir gemeinsam, meinen therapeutischen Weg.

 

Ambulante Traumatherapie.

Vertrauen in mich und in andere, Selbstachtung, Selbstwert, Nein-sagen …

Entscheidungen für MICH treffen, Grenzen erkennen, beachten und einhalten …

Selbstignoranz, Selbstmissachtung, Selbstverletzung …

Depression, Trauma, inneres Kind ...

Ich hatte und habe noch immer, so viele Baustellen.

Geduld, war nicht meine Stärke, vor allem nicht mit mir selbst.

Doch ich lernte geduldig zu sein und meine kleinen Schritte zu achten.

Unperfekt herrlich zu finden, oh nein, das konnte nicht sein.

Einzigartig – Ich? Wertvoll – Ich?

Vertrauen – nur so weit ich sehen kann.

Ich lernte, ich sog alle Informationen auf.

Depression kann eine Chance sein, weiß ich heute.

Die Chance endlich herauszufinden, wer ich bin und was ich will.

Wohin ich will.

 

Mit der Traumatherapie wurde alles um ein vielfaches verstärkt.

Ich im Glück, 2 stationäre Intensivtherapien in der Waldschlösschen-Klinik und 2 Jahre ambulante Trauma-Therapie.

Eine Zeit, die mir sehr viel Leben zurückgab.

Ich gewann Erfahren und Erkenntnisse zu den Zusammenhänge meiner Verhaltensmuster.

Jetzt erst begann ich zu begreifen, was in mir vorgeht und wer ich bin.

Ich lernte notwendiges „Handwerkszeug“ um besser gewappnet zu sein.

Ich lernte Skills, Diskrimination, Belohnung, Regulierung für MICH zu nutzen.

Mich selbst zu beachten, mit mir selbst zu arbeiten, für meine Handlungsfähigkeit.

Immer und immer wieder, üben, üben, üben … geduldig mit und für mich selbst.

 

Meine Trauma-Therapeutin hatte es wahrlich nicht einfach.

Immer und immer wieder meine alten Verhaltensmuster.

Alte Glaubenssätze und fehlendes Vertrauen gaben sich die Hand.

Entscheidungen, die ich nicht wirklich für MICH traf.

Mein Perfektionismus und meine Eigenanfordungen sprengten oft den Rahmen.

Handlungsweisen, wider meines besseren Wissens, immer wieder.

Ich zweifelte, an mir und vor allem an ihr.

Unverständnisse sofort nachzufragen, um Antworten zu finden.

Diese zu finden, war so manches Mal ein heftiges Ringen.

Zu oft schrieb ich meine Zweifel und Fragen einfach weg.

Vertrauen, wirkliches tiefes Vertrauen fehlte, erkannte ich erst spät.

Therapeuten sind auch nur Menschen. Oh ja!

 

Meine Therapeutin hat es geschafft, die letzte Therapiestunde steht an.

Sie hat nicht aufgegeben, hat MICH nicht aufgegeben.

Hat mir den Mut gegeben zu vertrauen und Augenkontakt zu halten.

Das ist ihr Job?

Nein, ich glaube nicht. Therapeuten haben auch Grenzen.

„Sie kennen mich zu gut. Wir arbeiten jetzt zu lange zusammen“, sagte ich öfter.

Genau dann, wenn sie mich wieder einmal erwischte.

Ihre Mimik war ein guter Spiegel.

Auch wenn ich erst langsam lernte, hinzusehen – ihr in die Augen zu sehen.

Wenn sie richtig wütend war, das gab es auch, zuckten Blitze in ihren Augen.

Oh ja, das passierte leider. Gewitter reinigten dann die Luft.

Heute verrät mir ein wunderschönes Lächeln, wenn ich mich wieder einmal selbst überhole.

Wenn ich erkenne, dass ich mir gerade selbst die richtige Antwort gegeben habe.

Heute können wir gemeinsam lachen und auch mal flachsen.

Heute weiß ich wie Therapie geht, was Selbstverantwortung bedeutet.

 

Meine Therapeutin hat es geschafft.

Ein langer gemeinsamer Weg ist nun zu ende.

Bin ich am Ziel angekommen?

Ich weiß es nicht und Zweifel bestimmen mein Denken.

 

Vertrauen?

 

Ich vertraue ihr und der Klinik von ganzem Herzen, in der Entscheidung.

Mit ihr gemeinsam, bin ich manchen Siebenmeilen-Schritt gegangen.

Nun soll ich allein gehen, in kleinen Schritten.

Sie und andere Therapeuten der Klinik glauben an mich.

Glauben daran, dass ich es schaffen werde.

Schaffe, mein Wissen und mein „Handwerkszeug“ für MICH einzusetzen.

Sie glauben daran, dass ich nun Selbstverantwortung übernehmen kann,

auch dann, wenn die Depression ihre Netze ausgeworfen hat.

 

Vertrauen?

 

Nein, ich weiß nicht, ob ich es schaffe allein zu gehen.

Ich werde es versuchen, trotz meiner Zweifel.

Ich bin dankbar. Von Herzen DANKBAR, für die gemeinsame Arbeit in der ambulanten wie stationären Therapie.

Ich bin dankbar. Von Herzen DANKBAR, für die Auseinandersetzungen, die Ehrlichkeit des Miteinanders, das überaus hohe Vertrauen und die immerwährende Geduld.

Ich habe mich stets aufgehoben gefühlt.

 

DANKE, von Herzen.

 

Abschied nehmen

Für mich heißt Abschied nehmen, auch DANKE sagen. Ja natürlich, meine Therapeutin bekommt meinen Text, aber so ohne Geschenk geht es nicht. Wobei ich nichts von großen oder üblichen Geschenken (Kaffee & Pralinen o.ä.) halte. Hm, aber über unseren Ausnahmezustand, hatte ich völlig vergessen, mein Geschenk in Auftrag zu geben. Eigentlich wollte ich ein Foto mit Zitat (siehe oben) auf Leinwand schenken. 

 

Kurzfristig musste nun etwas anderes her. Ich hatte noch einen Hühnergott ausstehen, den sollte sie nun erhalten. Aber irgendwie fehlte mir dazu die richtige Entscheidung. Auf meiner Suche fiel mir eine "Dekokugel" in die Hand. Das weitere ergab sich dann unvermittelt. Ein Hühnergott, Muscheln, Kiesel, Sand von Rügen, Kleber, Lack und zu meiner Freude auch noch die Verpackung meiner Julekugel (Ein Glück bin ich ein Schachtelsammler).

 

Aus meinem Vorhaben, eine geschlossene Kugel zu gestalten, wurde nichts. Ich machte einen Fehler. Ich begann die 1. Hälfte der Kugel mit Klarlack zu besprühen und auf den Lack sofort den Sand zu verteilen. Super. Hat funktioniert. Der Lack hält den Sand. Bei der 2. Hälfte wollte ich nur im unteren Teil Sand, mit kleinen blauen Glitzer, verteilen. Da machte ich den Fehler. Ich sprühte auch hier den Klarlack überall hin und dieser wurde beim trocknen nicht klar. So dass auch der obere Teil nun undurchsichtig war.

 

Naja, dann musste es eben eine halbe Kugel werden. Durchsichtigen Alleskleber in die untere Hälfte verteilt, Muscheln und Kiesel drauf gedrückt und zum Schluss obenauf den Hühnergott mit Kleber befestigt. Fertig.

 

Ich bin stolz auf mein Ergebnis, auch wenn es nicht perfekt ist, da mir leider dünne Juteschnur fehlte und ich ein weißes Band nehmen musste. Egal. Rein in die Julekugel-Verpackung, dicke Juteschnur drum herum. Fertig ist mein Geschenk. Dazu gibt es noch ein Büchse dänische Kekse. Freu.

 

Es ist ein Erstlingswerk und es werden ganz bestimmt noch weitere folgen. Meine Ideen dazu fahren gerade Achterbahn. Freu.