Prostatakrebs - In der Hölle MEINER getriggerten Gefühle. - Verlustangst - Erkenntnisse und Wissen bringen Erleichterung. Ich bin wie ich bin, emotional getrigg

Prostatakrebs - In der Hölle MEINER getriggerten Gefühle

"Hallo Heike,

Gefühle und Emotionen sind die Würze des Lebens.

Doch man kann jede Mahlzeit auch komplett versalzen… 

 

Das ist der Fall, wenn immer wieder Gefühle (der Einfachheit halber werfe ich hier Emotionen und Gefühle in einen Topf) auftauchen, die uns überwältigen.

 

Diese Überwältigungen nennt man „Emotionale Flashbacks“. Das bedeutet, dass wir Gefühle haben, die eigentlich nichts mit dem Hier und Heute zu tun haben, sondern einfach „angetriggert“ wurden,  durch eine Person, einen Satz, einen Geruch etc", dies schrieb mir heute Dami Charf.

Was ich weiß, mit der Prostata-Diagnose kommt nicht der Tod.

Schon in diesen wenigen Zeilen, begriff ich, dass ich gerade bin wie ich bin, meine Angst so hoch ist. Warum ich, wenn ich mich gerade irgendwie ins Gleichgewicht gebracht habe, wieder im Nichts verschwinde. Ja, ich weiß,

  • wir haben sehr gute Ärzte aufgesucht und alle notwendigen Untersuchungen so gut und so invasiv wie möglich gemacht.
  • die vorhandenen Konstellationen sind sehr gut, für die vollständige Beseitigung vom Krebs und eine vollständige Heilung.
  • dass eine Operation sein muss und diese nur in 1% der Fälle tödlich oder eine Pflegebedürftigkeit und hohe Einschränkung des Lebens, ergeben kann. Der von uns gewählte Arzt hat es in seinen 16 Jahren noch nicht erlebt.
  • dass jeder Operierte, für einen Tag, auf die Intensivstation kommt, bevor er dann auf ein normales Patientenzimmer wechselt.
  • dass Vorbereitungen (Tasche packen ...) notwendig sind und auch über die Krankenhausaufenthalt gesprochen wird.
  • dass die Prostata-Diagnose oder Operation nicht bedeutet, dass der Tod vorbei schaut. 

Doch all das hilft mir nicht wirklich. Ich kann es für Stunden annehmen oder ausblenden, aber ein Brief, ein Wort oder eine Email zu diesem Thema und sofort stehe ich wieder neben mir. Ich habe nicht verstanden, warum es so ist und mit mir gehadert. Durch die Email von Dami Charf,  habe ich nun eine Erklärung. Sie hilft mir jetzt gerade auch nicht, doch sie macht es mir verständlich und damit einfacher.

Reale Gefühle, deren Auslöser nicht im Jetzt sind

"Du fühlst zwar real die Gefühle, doch der Auslöser beinhaltet keine jetzt akute Wahrheit. Das bedeutet, dass die Person, die du jetzt als Auslöser wahrnimmst, in Wahrheit nicht viel für deine Reaktion kann und nicht der Verursacher im eigentlichen Sinne ist. ..."

In Wahrheit sind Gefühle nicht wahrhaftiger als unsere Gedanken. Sie entstehen auf zwei Wegen:

  1. Wir sehen etwas, interpretieren dies (das tun wir immer) und reagieren emotional und physiologisch auf unsere eigene Interpretation
  2. Wir haben eine Körperempfindung oder ein bestimmtes „Erregungsniveau“ (Unruhe, Spannung etc.) im Körper und interpretieren dies als ein Gefühl. Dann suchen wir im Außen die Ursache dafür.

An dieser Stelle verbindet sich das Thema -unsere Wahrnehmung-, mit dem Thema -unsere Gefühlen-.

Diese sind eben sehr stark mit dem was wir wahrnehmen gekoppelt." (Dami Charf)

Emotionale Flashbacks sind meine Erklärung

In meinen Überlegungen und in meiner Selbstzerfleischung habe ich schon darüber nachgedacht, warum ich so bin wie ich bin und meine riesige Angst nicht los werde. Welches meiner Themen aus der Vergangenheit sich hier verbirgt und mich so emotional beeinträchtigt, mir die Kraft nimmt und mir Dissoziation und Suizidgedanken bringt. Das es auch emotionale Flashbacks gibt, war mir unbekannt, auch wenn ich diese schon über Jahrzehnte immer wieder erlebt habe, ist mir nun völlig klar.

 

Ich bin mir sicher, dass ich mich in meinen Erfahrungen und den Verlusten von meinem Kind und meinem Vater befinde. Mein Vater starb an Prostatakrebs. Daher kommt schon sehr viel Angst. Doch die Hauptursache, denke ich, liegt in der Verknüpfung meiner Erfahrungen mit der Krankheit, der Intensivstation und dem Tod meines Kindes. Nicht alles kann und will ich orten. Das ist auch jetzt, an dieser Stelle, nicht notwendig. 

Jetzt weiß ich warum,

  • ich so viel Angst habe.  
  • mich ein Diagnosebrief oder der Einweisungsbrief von der Klinik völlig erschlägt.
  • ich mich geschlagen fühle, wenn das Wort Krankenhaus fällt.
  • mich ein Telefonat, in dem das Thema besprochen wird, fast verrückt macht.
  • sich mir der Magen heftig umdreht, wenn ich selbst daran denke, mich beruhigen will.
  • ich nicht essen kann, keine Freude habe und die Tage überlebe, nicht lebe.
  • diese Suizidgedanken wieder kommen, wenn ich einen LKW sehe, ich an einer Ampel stehe.

Verlustangst - Das einzige was ich habe

Mit dieser Erklärung wird mir bewusst, dass das Trauma vom Verlust meines Kindes, noch immer lebt.

Mir wird bewusst, dass dieses Trauma, ganz sicher noch nicht zu ende bearbeitet oder verarbeitet ist. Im Trauma-IRRT habe ich nur ein Teilstück verarbeitet, nur die Todesnacht. Der Rest jagt mich noch immer. Er triggert mich und dem entsprechend reagiere und fühle ich.

 

Das Trauma, des Verlustes eines geliebten Menschen, ist an der Oberfläche und es  hat etwas, was sich gleicht. Es geht um einen geliebten Menschen, der für mich alles ist, was ich habe. Mit dem ich leben will.

Natürlich stimmt es so nicht. Es gibt noch weitere Menschen, die ich liebe und deren Verlust mich an die Grenze des Wahnsinns bringen würden. Meine Kinder.

Doch jetzt, gerade jetzt, betrifft es sie nicht. All meine Gedanken und Gefühle sind auf meinen Mann ausgerichtet, der mein Glück ist. Ich denke, mein Sohn wird mich verstehen. Verzeih mir,  lieber André, für meine Fokussierung.

Hoffnung, dass alles gut geht

Alles was mir bleibt, ist die Hoffnung, dass alles gut verläuft und wir bald wieder ein sorgenfreies Eheleben führen können. Mit dem überstehen dieser Krankheit, dieser Operation, kann ich positive Erfahrungen sammeln. Kann ich bewusst erleben, dass

  • eine Krankheit nicht tödlich sein muss.
  • ich nicht gleich einen geliebten Menschen verliere.
  • ich heute alle Fragen beantwortet bekomme. 
  • noch viele frohe gemeinsame Jahre kommen.

Ich bin ein emotionaler Mensch, mit Trauma. Meine Gefühle können schnell getriggert werden und kochen dann sehr hoch und beeinträchtigen meine Handlungsfähigkeit. Das ist so. Da helfen auch keine klugen Sprüche, wie "es ist nicht deine OP", "es geht nicht um dich" oder "du machst das Problem größer als es ist". 

Mir ist jetzt bewusst, ich lebe damit und ich kann damit überleben, weil ich für mich sorge. 

Ich hoffe, damit mit kann ich die Monster in mir etwas beruhigen. Gern hätte ich diese Dinge in meiner Traumatherapie bearbeitet, doch meine Trauma-Therapie ist abgeschlossen. Ich werde sehen, was die neue Therapeutin, wenn sie mich annimmt, für Therapievorschläge macht und ob die neue Therapie auch Trauma-Aspekte beinhalten kann.

Ich werde überleben. Alles wird besser.


 

DANKE Dami Charf, von ganzem Herzen.