Prostatakrebs & Depression - Wie das Leben so ist, nach der Operation. Ich wünsche mir normal zu sein. Doch ich bin wie ich bin und die Überlastung fordert Tri

Ich bin so unglaublich geschafft & müde

Ich habe die Zeit der Krankenhaustage überstanden. Jetzt ist mein Mann zu Hause und einiges braucht es, damit es für ihn und mich zusammenpasst. Es sind viele kleine Dinge die sich nun verändert haben. Nun sind wir Beide beeinträchtigt. Aus einem starken aktiven Mann, ist derzeit ein kraftloser und schnell müder Mann geworden. Er kann sich noch nicht sehr gut bücken, tragen nicht über 2,5 Kilo, Kraftreserven reichen für eine halbe Stunde Spaziergang oder einen kleinen Einkauf.  Nein, dass ist alles nicht schlimm und es wird sich wieder ändern. Bald wird er wieder in alter Kraft herum springen können. Das ich nicht funktioniere, nicht funktionieren wie ich es selbst wünschte, ist mein Problem.

Überforderung & Überbelastung zeigen ihre Wirkung

Die Woche, in der mein Mann im Krankenhaus lag, hat alle meine Kraft gebraucht. Teilweise habe ich bestimmte Dinge nur im Funktionsmodus geschafft. Das mein Funktionsmodus zeitlich begrenzt ist und irgendwann ein Ende hat, wusste ich. Hatte ich eine Wahl? Nein. Doch nun bin ich nur noch unendlich müde.

 

In den ersten Tagen, war die Freude stärker als meine Belastungsgrenze. Wir einigten uns darauf, dass mein Mann bestimmte Handlungen nicht mit Macht probiert, mit klaren Worten um Hilfe bittet und wir Dinge besprechen, bevor wir sie erledigen. Es war vor allem für mich sehr wichtig, da ich beständig hochschreckte und sofort los rannte, wenn ein Geräusch oder eine Ton zu hören war. Auch die Tür zum Schlafzimmer musste offen bleiben, damit ich Ruhe hatte. Natürlich waren es Trauma-Erinnerungen, die mich hier so furchtbar Schreckhaft handeln ließen. Ich konnte sie aber nicht verhindern.

Soweit hatten wir zusammen schnell Absprachen gemacht, die diese Reaktionen verhinderten und so langsam Ruhe einzog, in meine geschundene Seele.

Kleine Alltagsveränderungen & Kraftlosigkeit

Mein Alltag hat sich durch viele Kleinigkeiten verändert. Wir sind Beide zu Hause und Alltagsaufgaben sind zu lösen. Doch mich hat etwas anderes im Griff. Jetzt reagieren sich Körper und Seele ab. Sie suchen beide nach Pause. Ich habe sehr große Mühe in den Tag zu finden. Mein Kopf braucht sehr lange, ehe er wirklich zum denken fähig ist. Ich bin unendlich müde und schlapp. Jede Handlung ist ein Kraftakt, auch wenn sie noch so klein ist. Oft sind schon Worte zuviel. Sie schwirren nur im Kopf herum und üben Druck aus. Druck den es gar nicht gibt.

 

Müllbeutel runter bringen, Frühstück, essen kochen, Wäsche waschen, aufräumen, Geschirr weg stellen, seine Schuhe zumachen, die Hose über den Fuß ziehen, Blumen gießen, Bad säubern, Wohnung putzen, einkaufen, Einkauf wegräumen...

Alles völlig normale Dinge, ohne viel Kraft und Zeit zu erledigen. Doch für mich sind sie derzeit unendlich schwer. Ich habe das Gefühl ein riesiger Felsbrocken wäre in meinem Rucksack, den ich nicht los werde. Der Rucksack erdrückt mich, mit seiner Last und dann muss ich...  Alltagsaufgaben erledigen.

 

Ich kann mir dafür nicht Zeit lassen. Ich kann oft nicht sagen: Mach ich eben morgen. Nein, ich könnte nicht zulassen, dass der Pflegedienst die Unordnung bemerken würde oder der Mülltonnengeruch die Wohnung verpestet. Andererseits kann ich meinen Mann nicht stehen lassen. Ohne Hose und Schuhe kann er nicht raus.

Es reihen sich einige einfache Alltagsaufgaben aneinander, die niemanden umwerfen,  aber mir derzeit die ganze Kraft kosten. Kraft, die ich gar nicht habe, weil der schwere Rucksack mich erdrückt.

 

Ich sehne mich nach absoluter Ruhe - kein Wort - kein Bimmeln - kein Tun - keine Aufgaben - nur Ruhe ohne jegliche Pflicht oder Selbstverständlichkeit. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich weiß nicht, wie ich es ändern kann oder es sich hoffentlich wieder ändert.

 

Das auf und ab ist mir bekannt. Doch ist es jetzt gerade doppelt schlimm für mich. Ich bin so heftig tief gefallen. Ich wünsche mir so sehr, normal zu sein, normal Leistungsfähig zu sein. Ich bin es nicht. Es ist wie es ist.

 

Mein Körper und meine Seele brauchen ihre Ruhe. Auch das ist verständlich, nach dieser Zeit der Angst, dieser Ausnahmesituation. Doch wünschte ich mir so sehr, normal zu sein. Für meinen Mann da sein zu können, diese Pillepalleaufgaben ohne Anstrengung zu erfüllen. Ihm nicht noch Aufgaben (Rezept abholen) zu geben, die ich selbst nicht bewältigen kann. Ich kann es nicht.

 

Ich bin so unglaublich geschafft und doch muss ich funktionieren. Wenigstens ein wenig.

Depression & kranker Partner passen nicht wirklich zusammen

Meine jetzigen Erfahrungen lassen mich zweifeln und stellen mir Fragen.

Wie würden wir so eine Situation, auf Dauer, bewältigen? Was wäre, wenn mein Mann noch schlimmer krank wäre, mehr Hilfe benötigte? Wie sollte das werden?

Wie lange würde ich jetzt noch durchhalten? Wie lange wollte ich noch der Klotz am Bein sein, der nicht mal dann Kraft hatte, wenn der Partner Hilfe brauchte? 

Ich darf nicht daran denken und doch treiben sich auch diese Gedanken in meinem Kopf.

Ich bin so unglaublich müde. Ich bin so unglaublich geschafft.