Selbsthilfegruppe - Vom "Boot auf dem Meer" zum "Haus Regenbogen"

Vom Boot auf dem Meer zum Haus Regenbogen

Als ich meine Selbsthilfe gründete, war das Boot mein Sinnbild und die Gruppe "Ein Boot auf dem Meer" zu nehmen, war daher nahe liegend. 

Meine Lebenswege in der Depression, war damals mit dem eines Bootes auf dem Meer gut zu vergleichen.

Das Boot liegt heute sicher am Strand und ich bin umgezogen, in ein Haus unter dem Regenbogen, am Meer. 

Positive Veränderung & alte Verhaltensmuster

In meiner Selbsthilfegruppe hat es einige Mitglieder sehr verunsichert, andere schlicht überfordert und wieder andere können sich jetzt nicht mit dem Name identifizieren. Ich habe alle Kommentar gelesen, war sofort sehr verunsichert, wollte sofort zurück, habe eine Umfrage gestartet und habe selbst hin und her überlegt. Ich war in den alten Verhaltensmustern, das wurde mir gerade sehr klar.

  • Auf Kommentare die ihr Unverständnis äußern, sofort reagieren und mich selbst in Frage stellen.
  • Sofort versuchen die Wogen zu glätten, Veränderungen vorzunehmen, die anderen gefallen.
  • Sofort nicht mehr meinen eigenen Gedanken und Sichtweisen zu vertrauen.

Als ich nach einem passenden Gruppenbanner-Foto suchte, wurde es ganz still in mir. Es kehrte Frieden ein, bei dem Gedanken an meine Veränderungen. Ja, sie waren und sind richtig. Meine Beweggründe für die Selbsthilfegruppe wurden nicht eingeschränkt, nicht verändert und sie werden sogar noch erweitert. Sie geben mehr Möglichkeiten, die genutzt werden können oder eben auch nicht. Es sind Angebote, nichts weiter. Doch vielleicht finden darin andere auch kleine Glücksmomente. Könnte ja sein.

 

Positive Veränderungen

Ich habe kein Konzept in der Gruppe. Ich habe jahrelang Konzepte geschrieben. Sie sehen anders aus, werde oft niemals auf ihre Wirkungsweise überprüft und haben auch viele Details die für eine Facebook-Selbsthilfegruppe überhaupt nicht sinnvoll sind.

 

Ich möchte eine Selbsthilfegruppe, die mir und anderen hilft. Sie kann helfen Kontakte aufzunehmen, soll den Austausch fördern und ein Übungsfeld sein, auch für Auseinandersetzungen. Genau so, wie es jetzt gerade passiert, weil ich NUR den Namen der Gruppe geändert habe.

 

Der Name ist ein Name, kein Mensch und da sich mein Anliegen nicht verändert hat, greift es keinen Menschen an. Das der Name Gewöhnung braucht ist mir völlig klar, aber ich denke er wird bald genau wie das Boot einfach unser Miteinander sein. 

Warum nicht Regenbogen?

Das Leben mit Depression wird häufig in einem Raster gesehen und erlebt. Selbst von Betroffenen. Warum passt ein Regenbogen nicht in das Leben von psychisch betroffenen Menschen? Weil der Name auch andere Sinnbilder hat?

 

Genau dann wird es Zeit, den Namen auch eine andere Bedeutung zu geben.

 

Ich finde es wunderbar, dass er als Sinnbild für Homosexuelle verwendet wird. Wir haben ganz sicher auch Homosexuelle in der Gruppe, was mich überhaupt nicht interessiert. Es sind Menschen, wie ich und du!

 

Das der Begriff auch für Sterbende, Gestorbene oder auch Kinder verwendet wird, ist ebenfalls sehr gut. Wir haben auch Menschen die ihren Suizid überlebt haben, die also über die Regenbogenbrücke gehen wollten, in der Gruppe. Wir haben viele Menschen in der Gruppe, die andere Menschen und auch Kinder, über die Regenbogenbrücke gehen lassen mussten. Es ist so ein wunderbares Sinnbild, der sterbende Angehörige geht über die Regenbogenbrücke ins Regenbogenland.

 

Warum wohl.

 

Weil der Regenbogen ein herrliches Naturschauspiel ist, weil die Regenbogenbrücke bunt und Herzens-warm ist und das Regenbogenland wunderschön bunt ist. Für mich heißt das wiederum, wir erleben den größten Schmerz - wir verlieren einen Menschen, ein Kind! ABER! Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass er nun im wunderschönen Regenbogenland lebt.

Regenbogen & Depression?

Hier kommt mein ganz klares und sicheres Ja!

 

Das Leben in der Depression ist ein Leben unter dem Regenbogen, wenn wir es mit einem positiven Naturschauspiel verbinden wollen. Genau das will ich!

Depression wird häufig mit Nebel und Dunkelheit, mit Sturm, Orkan, mit Kälte und Leere, beschrieben. Genau so, habe ich und beschreibe ich noch, die Depression. Genau so ist sie und doch ist sie auch ein Leben mit dem Regenbogen! 

 

Warum?

 

Der Regenbogen ist ein Naturschauspiel. Dieser warme bute Regenbogen wird von allen geliebt. Er gibt dem Regen sein schönstes Gesicht. Er ist die Verbindung von Regen & Sonne! Nur wenn der Regen auch die Sonne trifft oder die Sonne auch den Regen trifft, entfaltet er seine wunderbaren Farben. Je Dunkler es auf der Regenseite ist um so intensiver werden seine Farben. 

 

Das Leben mit der Depression ist genau so ein Leben. So oft sitzen wir im Nebel, in der Dunkelheit und unter Tränen. Doch wir sind alle nicht NUR dort. Es gibt auch Sonne, Helligkeit und Lachen. Sonst würden wir alle längst aufgegeben haben.

Boot & Haus

Wer mein Gedicht vom Boot auf dem Meer gelesen hat, dem ist sehr klar, warum ich auf dem Boot zu Hause war. Es gab mir die Sicherheit, weit weg von den Menschen zu sein. Von Menschen, die mich verletzten konnten, verletzt haben. So wie es vielen von uns Betroffene erfahren. 

 

Außer acht gelassen, war in meinem Traum, dass ein Boot auf dem Meer, sehr eng werden kann, die Kajüten nur klein sind und natürlich auch in einen Sturm geraten kann. Dann fängt es heftig an zu schaukeln, schippert im Wind über Meter-hohe Wellen und legt sich auch mal schief in die Wellen. Eine grausame Vorstellung für mich, da ich schon bei leichtem Wellengang Seekrank werde. Darüber hinaus, kann ich nicht einfach mal so, von Bord gehen. Andererseits konnte ich nur in der Nähe des rettenden Ufers schippern, damit andere es im Blick hatten. Sie brauchten die Aussicht auf das Land und den Hafen.

 

Mein Haus Regenbogen, ist ein sicherer Ort an Land, in unmittelbarer Nähe zum Meer, zum Strand und zum Hafen. Das Boot liegt sicher im Hafen, dachte ich. Die Vorstellung, dass es ganz sicher auf dem Strand liegt, gefällt mir noch besser. Daher habe ich es nun an einen ruhigen Strand verankert.

Nun kann ich im Haus Zuhause sein und mein Boot von oben sehen. Ich kann aber auch im Boot am Strand wohnen und sehe das Haus oberhalb auf dem Hügel. Wenn ich eine Auszeit brauche, kann ich das Boot ins Wasser schieben und hinaus auf das Meer fahren, den Wellen meine Sorgen übergeben. Wunderbar.

 

Das Haus hat ganz viele Zimmer und sogar noch kleine Nebenhäuser. Es bietet also Platz für allen Gäste sich den Raum zu suchen, den sie für sich brauchen. Ob es ihr Zimmer ist, was groß genug ist Gäste zu empfangen. Ob es der Raum der Stille ist, die Küche, das Wohnzimmer-Zimmer, das Kreativ-Zimmer wo Fotos, Handarbeiten und anderes ausgetauscht werden können oder das Lese-Zimmer. Wieder andere können im Boot wohnen. Auch in einem der kleine Nebenhäuser. Gerade Profis und Angehörige sind da ganz sicher gut aufgehoben. Die Nebenhäuser sind gute Orte für  Therapeutische Hinweise oder Fach-Austausch, ohne dass dort alle versammelt sind.

Kleine Veränderung gibt mehr Frei-Raum

Meine Gruppe erhält einen neuen Namen und mehr Frei-Raum. Im Wohnzimmer halten wir uns sicher regelmäßig auf und haben dort auch alle Gäste vom Boot oder aus dem Nebenhaus versammelt. Im Wohnzimmer ist alles möglich von Foto, Lese-Blog, bis hin zum intensiven Austausch. Daneben finden alle, ihr Zimmer - ihren Ort, wo sie sich aufhalten können.

 

Darüber hinaus können alle entscheiden, wo und ob sie sie sich noch in anderen Zimmer aufhalten. 

Alles zu seiner Zeit. Alles hat seine Zeit. Jeder der im Raum der Stille ist oder nicht aus seinem eigenen Zimmer heraus möchte, hat aber die Möglichkeit heraus zu kommen, wenn er es möchte. 

Ich vertraue meinen Gedanken & Sichtweisen. Ich vertraue meinem "Haus Regenbogen".

Gedanken und Sichtweisen zum "Haus Regenbogen" werde ich in einem weiterem Blog noch einmal aufschreiben. Für mich, um meine Gedanken und Sichtweisen zu überprüfen und für die Mitglieder der Selbsthilfegruppe, um Verständnis oder Akzeptanz zu erreichen.