Leben mit Depression & Trauma. Ich will mich nicht schuldig fühlen, wenn ich es nicht bin.

In die Enge getrieben

Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich an meine Grenzen stoße. Insbesondere dann, wenn ich unerwartet hineingerate. Es ist die Art und Weise der Kommunikation, die mich triggert und mich an die Wand drückt. Das ist das Leben. Es gab und gibt immer wieder Menschen, die in einem Konflikt nicht aufhören können, diesen noch verstärken und sich selbst dessen überhaupt nicht bewusst sind. Sie selbst sehen sich als Fels in der Brandung, sie wollen doch nur Gutes, sie wollen andere nicht verletzen... Nein, sie sind die Guten. Ich hingegen bekomme das Gefühl vermittelt, dass ich wieder einmal alles falsch mache, das jedes Wort von mir nicht gehört oder nicht verstanden wird, selbst dann nicht, wenn ich klare Zeichen setze.

Ich will mich nicht schuldig fühlen, wenn ich es nicht bin.

Ich kann so viele Dinge nicht mehr, dass darf sein.

Es bringt nichts, wenn ich Dinge, auf Druck oder zur Freude von anderen, doch bewältige. Es wird mich hart bestrafen, mir Tage geben die leer sind und Nächte in denen sich meine Gedanken zu dem Themen im Kreis drehen, mir den Schlaf nehmen. Ja, neuerdings bringt es mir auch Wut. Wut darüber, dass ich schon wieder versagt habe, obwohl ich wohlüberlegt meine Gedanken und Gefühle ausgesprochen habe. Wut darüber, dass ich mich als Versager fühle, nur weil der Mensch mir gegenüber, nicht aufhören kann. Mich triggert und es nicht einmal bemerkt, auch wenn diesbezüglich klare Worte von mir ausgesprochen wurden.

Meine Grenzen wurden einfach übertreten und ich bin nicht in der Lage, dies deutlich zu sagen. Warum? Weil der Mensch mir gegenüber es sowieso nicht wahrnimmt. Weil im Umfeld Menschen sind, die ihn noch bestätigen, auf seiner Suche nach...

 

Ich brauche meine Rückzugsmöglichkeiten und zwar dann, wenn ich sie brauche! Nicht dann wenn der andere meint, ich könnte sie brauchen. Ich bin nicht wirklich in der Lage mich, über längere Zeit, mit einem Konflikt-Thema auseinander zusetzen. Ich brauche Anlaufzeit. Ich möchte überdenken was ich will und für mich selbst Entscheidungen treffen. Es war ein langer Weg, dies zu lernen und erst dann bin ich bereit zur Kommunikation. Andersherum kann es auch sein, ich kann es gar nicht. Ich habe zu hart gelernt, immer der Verlierer zu sein, nicht gut genug zu sein und immer das Falsche zu sagen oder tun. So wie jetzt auch wieder.

 

Je mehr Druck ich bekomme, je intensiver die Forderung wird, je mehr treibt es mich in die Enge. In die Enge der Angst, wieder zu versagen! Wieder von Menschen mir gegenüber, als Diejenige hingestellt zu werde, die Schuld ist, die es nicht versteht, die Macht ausübt, Friede-Freude-Eierkuchen betet oder was auch immer. Ich werde in eine Enge getrieben, die ich nicht will. Ich will mich nicht schuldig fühlen, wenn ich es nicht bin.

Das Leben mit Depressionen ist nicht nur grau

Ich habe eine Veränderung vorgenommen. Eigentlich nicht einmal der Rede wert, da sie nur eine Veränderung des Außen, nicht aber des Inneren ist. Es war richtig, dass ich diese Veränderung vorgenommen habe, auch wenn sie nicht jedem gefallen hat.

 

Ich kann es nicht jedem Recht machen. Ich kann aber, meine wohligen und warmen Gefühle zum Ausdruck bringen und mich mit anderen darin verbinden. Ich kann anderen zeigen, dass das Leben mit Depressionen, nicht nur die Farbe Grau hat, sondern auch den Regenbogen. Nein, ich muss da niemanden fragen. Es ist meine Entscheidung, die mir und auch anderen gut tut und weil sich im Inneren nichts ändert. Es ändert sich nur die Farbe. Sie gleicht sich nun dem Inhalt, den Menschen, an. 

Zweifel & Selbstvertrauen

Ich muss mich nicht rechtfertigen, erklären, mich entschuldigen, um Verzeihung bitten und schon garn nicht mich verbiegen. Es ist meine Entscheidung. Was andere damit oder daraus machen, ist nicht mein Problem. Und doch habe ich mich erklärt, gerechtfertigt und Zugeständnisse gemacht.

 

Warum bringt mich so ein Angriff sofort aus dem Gleis?

Warum kann ich nicht einfach zu meiner Entscheidung stehen, Kerzen-gerade.

Warum überprüfe ich sofort 1000 mal meine Worte?

Warum verliere ich sofort mein Vertrauen in mich selbst? Mein Vertrauen, in meine wohlüberlegten und durchdachten Worte?

Hatte ich mich unklar ausgedrückt? Hatte ich nicht hinreichend genug erklärt?

Warum fühle ich mich sofort als Versager?

Warum nahm ich die Schuldgefühle an, die mir da über geholfen wurden?

Warum, zur Hölle, lasse ich mich so in die Enge drängen? 

 

Meine Antwort reichte nicht, obwohl sie ausführlich war. Sie war nicht gut genug. Ich hatte eines nicht getan, eine Entschuldigung ausgesprochen. Ich hatte mich nicht entschuldigt.

Wofür?

Dafür dass ich Erwartungen nicht erfüllt hatte?

Dafür, dass jetzt Unruhe gestiftet werden musste, nur damit ich endlich eine Antwort gab?

Die Unruhe wurde immer unerträglicher, für mich und andere. Aber nein, dafür war nicht mein Gegenüber verantwortlich. Ich war es, die Schuld war.

Warum nahm ich mir diese Vorwürfe an?

Ich bin wie ich bin und das ist gut so

In alten Glaubenssätzen gefangen, sind alte Handlungsweisen völlig normal. Dieses Verhalten von Menschen mir gegenüber, ist mir schon gefühlte 1 000 000 mal begegnet.

Von der Kindheit an, war immer ich der Verlierer.  Heute weiß ich, dass ich mir selbst vertrauen kann. Meinen Gedanken und Worten vertrauen kann. Ich war nicht der Verursacher und habe mein möglichstes getan, Verständnis zu erreichen. Ich kann aber nur Verständnis erreichen, wenn Verständnis gewollt ist und für meine Worte, die Ohren auch offen sind. 

 

Wenn ich Grenzen setzte, wird sofort von Macht gesprochen. Warum? Ich darf Grenzen setzen und ich bin stolz auf mich, dass ich es manchmal kann. Ich muss Erwartungen anderer nicht erfüllen, denn es sind seine Erwartungen, dafür kann ich nichts. Es sind seine Problemstellen, die er gerade völlig übersieht bzw. auf mich projektiert. 

 

Es ist nicht falsch, andere ein Stück auf meinem Weg mitzunehmen. Mit ihnen zu teilen. Ihnen zu zeigen wo das Licht in der grauen Welt ist. Veränderungen sind notwendig, sonst hat die Depression zu große Macht. Der Regenbogen ist das schönste Sinnbild für die Farbe im Leben, für alle Farben und für alle Gefühle. Das lasse ich mir von niemandem kaputt machen.

 

Ich werde mich ganz bestimmt nicht entschuldigen. Es gibt nichts, für das ich mich entschuldigen müsste. Ich habe meine Gedanken ausgesprochen und wenn diese nicht respektiert, akzeptiert oder verstanden werden, kann ich es nicht ändern. Das darf sein.

 

Ich lasse mir weder unterstellen Macht auszuüben, noch in DDR-Manieren zu handeln oder herzlos zu sein.

Ich lasse auch nicht noch einmal zu, dass anderen Menschen Kompetenzen abgesprochen oder positive Sinnbilder zerstört werden.

Ich werde wieder mir selbst vertrauen und meine Grenzen setzen, ob es anderen gefällt oder nicht.

 

Ich bin ein empathischer Mensch, aber ich meine Geduld hat auch irgendwann ein Ende. Das darf sein.