Depression - Leben so gut ich kann - Eine Woche leben - Das wirkliche Leben ist zu schwer für mich.

Das wirkliche Leben ist zu schwer

Ein Woche ist vergangen. Mein Mann ist wieder zu Hause und das wirkliche Leben hat uns wieder. Dies und Das, nichts wirklich weltbewegendes und doch wird es immer anstrengender für mich. Schon der kleine Alltag wird immer mächtiger. Zwei Tage meine Freundin in Dresden. Einen Tag mit schöner Stadt-Aktivität verbracht. Nein, ich habe nicht auf mich aufgepasst. Es ging mir gut und ich habe den wundervollen Tag genossen. Doch ich hätte es bei einer dieser Aktivität lassen sollen. Ich hätte wählen sollen zwischen "Blauen Wunder"-Bummel oder 3 Schlösser-Bummel. Doch es war so schön. Der Rückweg von den Schlössern zum Auto wurde immer länger. Erst da bemerkte ich, dass ich meine Kräfte wieder völlig überschätzt hatte.

Ich war völlig fertig.

Den Abend brachte ich noch über die Runden. Doch schon am letzten Tag, musste ich zu meinem Ärger, meine Freundin allein los schicken. Ich konnte nicht. Ich war kaum in der Lage mich auf den Füßen zu halten und fand erst spät in den Tag. Am späten Nachmittag starteten wir dann zu den Kindern in Richtung Cottbus und Guben, für das Wochenende. Der Tag ging für mich sehr zeitig zu Ende. Der Samstag war ein schöner Tag in Familie.Ein ruhiger Tag mit viel Freude, Lachen und Gesprächen. Mir ging es gut und ich hatte meine Freude. Doch schon am frühen Abend war ich wieder am Ende meiner Kräfte.

 

Mein Körper rächte sich für die Überforderung. Es wurde eine sehr unruhige Nacht. Der Druck auf meinen Schultern glich einer Betonpfeiler-Last und mein Magen drehte seinen Inhalt nach draußen. An meine Füßen hingen schwer Ketten, die jeden Schritt schwer machten. Am Morgen schaffte ich es zum Frühstück. Ich funktionierte, doch meine Seele und mein Körper schrien nach Ruhe. Bleiern saß ich da und war froh, dass es bald vorbei war. Es auch ansonsten recht ruhig war, trotz 3 Kindern am Tisch. Ich war zu müde zum leben. Jeder Schritt brauchte Kraft und meine Schultern schmerzten unter ihrer Last. Mein Kopf hatte einen dicken Ballon im Gehirn und verweigerte den Dienst. Schlafen, einfach nur schlafen. Niemanden stören, niemandem zu Last fallen. Rückzug in mein Zimmer. Zum Mittagessen raffte ich mich auf und machte mich tag-fertig und abreise-fertig. Ich war einfach nur noch froh, nach Hause zu fahren. Ich war am Ende all meiner Kraft.

 

Die Rückfahrt und den Rest des Tages überstand ich irgendwie. Müde, kaputt vom leben. Es waren doch nur ganz normale Tage, ohne große Besonderheiten oder Anforderungen. Und doch war es zu viel. Zu viel für mich. Ich selbst habe nicht auf die Zeichen geachtet. Wie auch, mir ging es ja gut. Wo ist der Halteknopf? Wo erkenne ich das Stopzeichen? Ich kann doch nicht die ganze Zeit in mich hinein horchen, hören was die Seele spricht. Ich möchte auch leben. Leben einfach so. So gut ich kann. Das wirkliche Leben ist zu schwer für mich. Ja, ich bin nicht gesund. Ja, ich bin nicht normal belastbar. Ja, ich ignoriere mich zu schnell selbst. Ja, ich möchte der perfekte Gastgeber bzw. Gast sein. Es ist ein schwieriger Weg, die Balance zu halten, im Leben mit der Depression.

 

Morgen ist ein neuer Tag. Ein Tag für Ruhe und vielleicht für guten Schlaf.