Wenn die Wut Luft braucht oder war es der Zorn? Ich bin gerade dankbar dafür, dass ich über einen Text freuen kann. Über meine Worte lachen kann, auch wenn das

Wenn die Wut Luft braucht oder war es der Zorn?

Vorwort:

Aus dem Buch„ABC der Gefühle“: „Wut ist die große Schwester, des kleinen Ärger! Wenn einen Menschen heftig etwas verletzt, dann trete ich auf und lege los. Ist meine Energie erst einmal mobilisiert, muss sie irgendwohin. Sie wird gebraucht um heftige Angriffe abzuwehren. Wenn sie einmal in Aktion ist, dann braucht sie einige Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Wenn sie sich ausgetobt hat, bleibt sie noch ein bisschen. Man weiß ja nie, ob sie noch gebraucht wird. Sie muss erst sicher sein, dass die Bedrohung weg ist. Es ist für die Wut nicht schön, unerwünscht zu sein. Dann kann die Wut nicht helfen, nicht gegen die Bedrohung helfen. Die Bedrohung abzuwenden, macht die Wut stolz.

Zorn ist im Grunde das gleiche Gefühl wie die Wut. Es ist Zorn, wenn die Wut nicht blind ist. Der Zorn weiß wogegen er sich richtet, wohin er die Energie schleudert. Meistens werden der Zorn und sein Kumpel, die Wut, durcheinander geschmissen. Das ist okay, sie haben sich daran gewöhnt.“

 

(Zitat, angelehnt)

 

Jetzt sitze ich hier und bin ausgelassen und fröhlich. Amüsiere mich über ein gerade geschriebenes Gedicht und den Auszug aus dem Buch „ABC der Gefühle“. Unglaublich aber wahr.

Noch vor wenigen Stunden war ich wütend. Ja, wütend! Ich kannte auch noch nicht den Unterschied zwischen Wut und Zorn. Wer benutzt denn heute den Begriff Zorn – zornig noch. Ich glaube nicht mehr viele Menschen. Ich kann mich auch nicht so recht damit anfreunden. Ich bin zornig! Klingt, wie ein Weichspülprogramm der Wut. Lach. Ist es ja auch. Nein, wenn ich wütend bin, dann bin ich wütend, nicht zornig. Zornig hört sich an als wenn eine höflich erzogene Gouvernante spricht. Altbacken irgendwie.

 

Ich bin wütend. Wut ist ein Gefühl. Wut darf sein! Wut muss wie jedes andere Gefühl geachtet und beachtet werden. Es braucht einen Katalysator für die Wut, um wieder auf ein ruhigen Puls zu kommen, Gedanken wieder in die Reihenfolge zu bringen. So habe ich es in vielen Therapiestunden gelernt.

 

Immer öfter und nicht nur dann, wenn mein Gedankenkarussell mich zum schreiben motiviert, nutze ich das Schreiben. Schreiben ist ein wichtiger Skill, in meinem Leben mit der Depression geworden. Heute habe ich zum ersten Mal ganz bewusst erlebt, dass das Schreiben meine Wut dämpft, ja sogar vertreibt. Oder wie im Buch beschrieben, aus meiner Wut der Zorn hervor geht und der Zorn sich mit dem Schreiben gut besänftigen lässt.

 

Unbeschreiblich.

 

Ich schreibe einen Text. Ich fasse meine wütenden Gedanken in Worte, gebe heute auch Sarkasmus dazu und amüsiere mich über meine eigenen Worte! Ja, ich musste laut lachen. Ich komme aus dem Lächeln nicht heraus. Immer wieder lese ich meine eigenen Worte und grinse vor mich hin, auch beim weiterschreiben, auch jetzt gerade.

Ich weiß nicht warum es mir gerade so geht. Ich bin erleichtert, über meine Worte. Doch heute ist es anders. Ich bin immer befreit, wenn ich meine Gedanken sortiert und aufgeschrieben habe. Aber noch nie war diese Gefühl der Freude so intensiv.

 

Ein Mensch hatte mich, in einer Notsituation, in der Situation von Kindesmissbrauch in der Familie, tief verletzt. Ja, bewusst verletzen wollen!  Mein Mann kümmert es nicht wirklich, habe ich den Eindruck, denn er ließ diese Worte unkommentiert und unbeantwortet. Leider. Das, hat mich zutiefst verletzt. Es machte mich fassungslos. Ich konnte nicht glauben und kann es noch nicht, dass mein Mann zulässt, dass mich ein anderer Mensch, mit Worten missachtet und angreifen darf.

 

Nun sitze ich hier, mein Text ist fertig und ich freue mich. Ich freue mich über diesen Text. Sarkasmus ist nicht meine Art. Doch er darf sein. Er ist heute Mittel zum Zweck. Er ist heute für meine Seele der Balsam.

Ich bin gerade mir selbst dankbar dafür, dass ich den Mut hatte, diesen Text so zu schreiben, wie ich ihn geschrieben habe. Ohne schlechtes Gewissen. Ohne Selbstzweifel. Meine Gedanken wurden zu Worten, meine Finger schrieben im Dreivierteltakt.

Fertig.

Punkt.

 

Schön wars!