Depression - Ich lebe so gut ich kann, auch in Coronazeiten. Wenn die Traurigkeit mir die Lebensfreude nimmt.

Die Traurigkeit nimmt mir die Lebensfreude

Kennst du diese bleierne Traurigkeit, die dich vereinnahmt, wenn du einen dir wichtigen Menschen verloren hast? Dann kennst du ein wenig meine Traurigkeit. Im Moment, in diesen Coronazeiten, sind vielleicht viele Menschen traurig, weil sie das eigentliche Leben mit seiner Unbeschwertheit vermissen. Ich hingegen vermisse es nicht. Meine Traurigkeit hat keinen Namen. Sie legt sich bleiernd über mich und nimmt mir die Freude. Die Lebensfreude. Sie malt meine Welt in grauen Bildern, die sich nicht aufhellen lassen. Daneben paart sie sich mit dem Egalgefühl, wie ich es nenne. Es ist gerade egal ob es regnet oder die Sonne scheint. Es ist egal, das der Tag irgendwann zu Ende ist. In dieser dunklen Traurigkeit mit dem Egal, kann ich mich nicht motivieren, irgendetwas zu tun. Es fällt alles schwer, jeder Schritt, jede Handbewegung, jede Handlung,

Am Morgen fällt es mir schwer aufzustehen. Doch das Frühstück für meinen Mann muss sein. Ja, er könnte es allein, doch das will ich nicht. Wenn er dann zur Arbeit ist, gehe ich wieder schlafen. Ich bin so unheimlich müde, so traurig, so irgendwas. Ich habe in den letzten Monaten so viel bestanden, so viel geleistet. Doch jetzt ist alles nur noch egal. Meine Gefühle sind wieder in ihrem Versteck. Das Gefühls-Einerlei ist wieder da. Ich bin wieder in meinem Schneckenhaus. 

Ich weiß nicht ob ich mich darin wohl fühle und doch möchte ich nicht hinaus. Meine Wohnung und mein Balkon sind gerade alles was ich sehe. Meine eigene selbst gewählte Ausgangsbeschränkung. Ich habe endlich ein paar neue Dekoelemente angebracht, den Balkon aufgeräumt, sogar Fenster geputzt und schon die Blumenkästen bepflanzt. Ich hätte also allen Grund mich zu freuen. Die Frühlingsfarben der Blumen und das fröhliche Vogelgezwitscher auf dem Balkon oder die Fischernetze am Fenster, die wundervollen Foto-Leinwände vom Weststrand, nichts kommt wirklich bei mir an.

Das Leben zieht an mir vorbei. Ich kann die Traurigkeit nicht weg schieben. 

 

Anderseits mit ich im Negativ-Denken gefangen. Zu allen Nachrichten, auch den guten, finde ich die negativen Gedanken. Die Corona-Informationen nerven mich. Auch wenn ich diese auf ein Minimum reduziere, komme ich nicht an ihnen vorbei. All überall, dreht sich die Welt um Corona. Die wirklich wichtigen Informationen bekommt niemand. Es ist wie in Greta-Zeiten. Alles dreht sich um ein Thema, nichts anderes ist wichtig. Die Geschehen dahinter werden nicht offen mitgeteilt, aber man kann sie sehen und spüren. Es werden die Menschen nicht beruhigt, sondern immer weiter mit schlechten Nachrichten vollgestopft. Doch den Mensch, an sich, sieht niemand wirklich. 

 

Wenn die Straßen und Plätze leer sind, wo sind dann die Menschen? Wenn die Straßenbahn Leerfahrten macht, in 80% des Tages, wo sind die Menschen dann? Geht niemand mehr arbeiten? Wovon leben diese Menschen? Wie viele Menschen müssen jetzt Arbeitslosengeld oder Hartz IV beantragen? Wie viele fallen sogar durch dieses Netz? Wenn schon in den Krankenhäusern die Schutzmaterialien fehlen, wie sollen dann all die sozialen Betreuungseinrichtungen welche bekommen? Wer denkt an die tausenden von pflegenden Angehörigen, deren Hilfesysteme jetzt ersatzlos wegfallen, von Schutzmaterial gar nicht zu sprechen. Warum sagt man nicht die Wahrheit. Es werden tausende Klein- und Kleinstunternehmen in allen Branchen in Konkurs gehen und es werden zig tausende Menschen auf längere Zeit arbeitslos sein. Es sind Menschen, die in Existenznöten gefangen sind und sich allein irgendwie über Wasser halten müssen. Die Welt sortiert sich gerade völlig neu. Doch die Politik erzählt mir nur etwas von Corona und von Toten.

 

Warum wird der Mundschutz und Gummihandschuhe nicht Alltag im Leben? Weil er in China produziert wird? Erst ist er nicht notwendig und jetzt ist er es doch? Wer denken kann, dem ist auch klar. Mundschutz allein schützt mich nicht. Doch er kann die Viren minimieren und somit bietet auch er mir und anderen Schutz. 100% Schutz gibt es nicht. Minimierung finde ich aber gut. Ein einziges Institut hat das Sagen. Es bestimmt in Deutschland was wichtig ist und was nicht. Es hat sich geirrt. Und nun?

 

Ich sitze in meinem Schneckenhaus und möchte diese Welt nicht mehr sehen, hören oder riechen. Ich möchte mich verkriechen, allein sein mit mir selbst. Und doch fehlt mir diese Stadt, mit ihrem wunderbaren Menschen-Gewimmel. Nein die leeren Gassen und Plätze möchte ich nicht sehen. Sie machen mir Angst. Sie zeigen mir ganz offen, dass in dieser Welt etwas aus den Fugen geraten ist. Es betrifft nicht mehr nur mich, die immer Menschenmassen gemieden hat, die immer froh war in einem Restaurant ein ruhiges Plätzchen zu finden. Es betrifft alle und jeden. Diese Leere! Diese unheimliche oder unheilige Stille in den Straßen der Stadt. Die Menschen bleiben zu Hause, weil die Bestimmungen es so sagen, aber auch weil sie Angst haben. Angst vor Corona. Angst vielleicht ihre Liebsten anzustecken, die es zerstören würde. Doch alle haben die Sehnsucht wieder hinaus zu gehen, die Sonne, den Wind und das Leben zu genießen. Sie haben noch Freude und gönnen sich Freude und schöne Momente. Sie machen das beste aus den Gegebenheiten.

 

Doch ist sitze zu Hause und mir ist alles Einerlei. Die triste Welt der Traurigkeit hat mich wieder im Griff. Sie lässt sich nicht vertreiben, mit einem Buch, schönen Fotos, einem Spaziergang. Sie liegt bleischwer auf mir und erdrückt mich. Ich weiß, dass sie auch wieder gehen wird bzw. an Stärke verliert. Es kommen auch wieder schöne Tage. Die Tage kommen und gehen, so ist das Leben. Doch jetzt, hier und jetzt, bin ich nur unheimlich müde und traurig. 

 

Bleibt gesund, ihr da draußen.