2. Therapiestunde zum Thema: Täter-Retter-Opfer - Dramadreieck - Inneres Kind - Opferverhalten

Drama-Dreieck, da bin ich wieder.

Drama-Dreieck, ja der Begriff ist gut gewählt. Ja, ich war nicht nur im Thema, sondern auch selbst ein Drama. Das Thema haut mich gerade vollkommen aus den Schuhen. Es konfrontiert mich. Es provoziert mich. Es schlägt mich. Es ruft Herrn Kontrollettie und Frau Perfektion auf den Plan.

 

Jede Kommunikation, die NICHT auf Augenhöhe geführt wird, befindet sich im Dramadreieck. Das Dramadreieck wird im Bereich Kommunikation vielfach eingesetzt, egal ob der Mensch gesund oder psychisch krank ist.

Jede Reaktione auf Situationen, in denen ich oder auch eine andere Person sich hilflos und ausgeliefert fühlen, ist IM Drama-Dreieck zu Hause.

 

Drama & Drama. Meine 2. Therapiestunde zum Thema Transaktionsanalyse

45 min rund um oder im Drama-Dreieck

Wir beginnen damit, dass ich erzähle wie mich die letzte Stunde getriggert hat, insbesondere die Begrifflichkeit OPFER. Ich erzähle was mich beeinträchtigt hat und was ich getan habe, um den Trigger zu lösen bzw. zu besänftigen. Ich erzähle von meinen Erkenntnissen, die meine Therapeutin bestätigt. Ich bin auf dem richtigen Weg der Erkenntnis. Gut.

 

Dann aber kommt der Punkt, an dem es hart zur Sache geht. „Sie sind wieder OPFER ...“ Der Begriff knallt mir um die Ohren. Ich widerspreche. „Ich bin kein Opfer. Opfer ist negativ behaftet und triggert. Ich will KEIN OPFER sein! Opfer ist: machtlos, hilflos, ausgeliefert, handlungsunfähig …, genau das will ich nicht!“ antworte ich sehr nachdrücklich. „Sie sind aber genau da!“ wiederholt sich meine Therapeutin. Grrr, dass saß! Ich verstand die Welt nicht mehr. Ja, ich war lange Jahre Opfer. Ich bin doch jetzt, hier und jetzt, kein Opfer??? Wie kann das sein???

 

Erkenntnisse

Ich habe Erwartungen an mich selbst und an andere. Ich habe z.B. die Erwartung, dass Menschen in meiner Umgebung (Urlaub) über Kenntnisse meiner Krankheit verfügen, diese akzeptieren und ihre Planungen entsprechend anpassen und rücksichtsvoll sind.

 

Werden meine Erwartungen nicht erfüllt, falle ich in die Opferrolle. Heißt: 1. ich bin enttäuscht, verärgert und „handlungsunfähig“ (ich sage nicht STOP und funktioniere, ignoriere mich...). Das wiederum -2.- hat zur Folge, dass ich mich selbst, hinterher niedermähe. Mir selbst Vorwürfe mache und an meinem Verstand zweifle. In beiden Fällen bin ich das OPFER, in der OPFERROLLE!

 

Wenn ich keine Erwartungen an andere Menschen habe, dann habe ich auch nicht den Anspruch, dass andere diese erfüllen müssen. Sie können dem entsprechend, nichts falsch machen. Sie können mich nicht verletzen. Ich komme also nicht in das Gefühl der Machtlosigkeit und Hilflosigkeit. Sie provozieren dem entsprechend nicht, meine Handlungsunfähigkeit. Ich bleibe handlungsfähig, bleibe bei meinem guten Gefühl und kann eine entsprechende Entscheidung treffen und erst dann handeln.  

 

Ähm, ja soweit alles völlig klar.

Grrr und dann doch nicht. Ich wiederhole mehrfach laut, diese beiden Erkenntnisse.

„Grr, ich bin doch aber kein Opfer mehr. Ich kann mich „verteidigen“, ich habe einen Kopf zum denken und einen Mund zum sprechen, also warum nutze ich das dann nicht.

Warum kann ich nicht, an der Stelle wo es nötig ist, denken und sprechen?

Warum ignoriere ich mich lieber?

Warum weiß ich immer erst hinterher, was ich hätte sagen und tun müsste?

Das kann doch wohl nicht wahr sein!!

 

„In der Realität nehmen sie diese Haltung nicht wahr. Sie sind sich nicht bewusst, dass sie selbst die Opferrolle einnehmen bzw. provozieren“, antwortet meine Therapeutin. „Diese Menschen sind nicht verantwortlich dafür, dass sie Opfer sind. Sie erfüllen nur! ihre Erwartungen nicht. Sie geben die Verantwortung für ihr Handeln, an sie ab (unbewusst). Diese Menschen müssen nicht ihre Erwartungen erfüllen. Sei müssen nicht die Verantwortung übernehmen, dass können sie nur allein“.

 

Warum kann ich es noch nicht besser?

Ich übe es doch immer und immer wieder und habe es doch in anderen Situationen auch schon geschafft??

Ich will nicht meine Verantwortung abgeben.

Ich kann das allein.

Ich könnte …

 

Das innere Kind sucht ...

„Da ist in ihnen die kleine Heike, ihr inneres Kind. Die kleine Heike weiß, sie verliert immer, sie ist nicht gut genug, sie ist immer Schuld. Sie hat Angst, ist hilflos und machtlos. Um zu überleben, ignorierte sie sich selbst, passte sich an, ordnete sich ein, blieb schön artig auf dem vorgegebenen Weg, egal wie weh es getan hat. Die kleine Heike macht genau das, heute noch. Die kleine Heike ist auf der Suche nach Liebe, Bestätigung, Wertschätzung, Unterstützung, Anerkennung, Wahrnehmung, Trost, Umarmung, Mitgefühl, Mitleid ...“. Sie ist in ihnen und vermittelt ihnen diese Opferrolle im Unterbewusstsein, erklärt die Therapeutin.

 

Ich habe das alles. Ich muss darum nicht mehr kämpfen. Ich muss mich auch nicht mehr verbiegen oder einordnen. Ich bin doch nicht hilflos. Ich will und brauche kein Mitleid!!!! (aus meinen Erfahrungen heraus, war dieses Mitleid immer unehrlich und falsch). Ich bin fassungslos. In mir steigt die völlig Ablehnung hoch.

Ich will kein Opfer sein. Das Wort haut mir bis unter die Schädeldecke.

 

„Warum gehen sie mit sich selbst so um? Warum können sie nicht mit sich selbst mitfühlend und aufmerksam sein? Warum können sie sich selbst, so wenig annehmen?“ Fragen, die mich voll treffen. „Wir arbeiten nächste Woche weiter daran. Ich glaube wir kommen langsam zum Kern,“ verabschiedet mich meine Therapeutin.  

 

Schwach - War ich schwach? Bin ich heute noch schwach?

Im Rausgehen wird mir bewusst, das Herr Kontrollettie und Frau Perfektion, sehr starke Verfolger in mir sind. Sie protestieren gegen meine „Schwäche“. Sie wollen nicht, dass ich schwach bin. Sie jagen das innere Kind, das sich nicht wehren kann.

 

Bin ich schwach, stellt sich mir jetzt die Frage? Nein. Ich denke selbst als Kind war ich schon stark. So stark wie ein Kind nur sein kann. Ich habe überlebt. In vielen Situationen meines Lebens war ich schwach, aber stark genug um zu überleben.

Was ist „schwach“? Darf ich auch schwach sein? Sofort kommt in mir die Abwehr hoch: Nein, ich darf nicht schwach sein. Als Kind war ich zu schwach, ich hatte keine wirkliche Wahl. Als Erwachsener habe ich immer eine Wahl. Wirklich? Welche? Ja, ich habe immer eine Wahl, aber die Umsetzung ist ein anderer Schuh.

 

In meinem Leben habe ich alle Dinge und Situationen selbst gemeistert. Ich hatte in meiner Herkunftsfamilie niemanden, der mich unterstützt, mir zugehört, mich verstanden oder mir beigestanden hat. Ich musste für mich selbst sorgen, allein. Ich habe viele Dinge gemeistert, ich habe überlebt. Ich habe alles gegeben, wozu ich in der Lage war, mit meinen Kenntnissen und Erfahrungen.

 

Ich habe alles beständig kontrolliert, damit ich ja perfekt war. In erster Linie für meine Herkunftsfamilie, für meine eigene Familie und später auch noch für meinen Arbeitgeber. Ich habe es nicht geschafft. Ich konnte es nicht schaffen. Es wurde immer! etwas gefunden, was falsch oder fehlerhaft war.

 

Dieses beständige „stark“ sein, dieses beständige kontrollieren mit meinem Bestreben perfekt zu sein, hat sich in mir so ausgebreitet und festgesetzt, dass ich es heute noch vielfach so lebe.  

 

Erkenntnisse - Erinnerungen - Wiederholungen

Ich weiß es inzwischen viel besser. Doch ist es noch einmal ein anderer Schuh.

Ein anderer Schuh, mir einzugestehen, dass ich Fehler gemacht habe und noch mache, dass ich schwach war, das ich falsche Entscheidungen getroffen habe, das ich von Außen bestimmt wurde (auch noch werde) und dass ich an meinen Sohn weitergegeben habe, was ich selbst erlebt habe. Das ist hart, sehr hart und mir sträuben sich die Nackenhaare.

 

Ja, genau so ist es. Punkt.

 

Jeder Mensch macht Fehler.

Jeder Mensch handelt in seinen Möglichkeiten.

Niemand trifft nur richtige Entscheidungen. Niemand ist perfekt.

Niemand ist beständig, voll handlungsfähig.

Niemand ist beständig stark.

Niemand kann alles kontrollieren.

 

Ja, genau das, macht jeden Einzelnen von uns Menschen aus.

Ich darf Fehler machen. Ich handle in meinen Möglichkeiten und lerne beständig dazu.

Ich treffe auch falsche Entscheidungen.

Ich bin nicht perfekt. Ich bin öfter eingeschränkt handlungsunfähig.

Ich bin auch schwach. Ich kann nicht alles kontrollieren.

Das alles darf sein!Ich bin ein Mensch, mit seinen Stärken und Schwächen.

Ich kann und WILL nicht perfekt sein.

Ich bin auf dem Weg zu lernen, mich selbst anzunehmen, zu respektieren und zu achten.

Ich lerne weiter, mich selbst wahrzunehmen, zu reflektieren warum ich gerade so bin wie ich bin.

Damit kann ich meinem inneren Kind seine notwendige Aufmerksamkeit geben und mit ihm gemeinsam neue Wege gehen. Wege in die Freiheit.

 

Ich bin einzigartig – Jeg er unik, mit meinen Stärken und Schwächen!