Heute war ich Gipfestürmer, Angstbesieger und Naturgenießer! Heute! Ich bin stolz wie Bolle

Mutausbruch

Heute habe ich den Vormittag verschlafen und mich darüber geärgert. Aber was ist das positive am Sommer, neben dem wunderbaren Wetter? Das es schon später Nachmittag sein kann und ich immer noch 4 Stunden, bei Sonnenschein, wandern kann.

 

Wir sind heute erst um 14.30 Uhr gestartet. Am Ziel, das Kirnitzschtal in der sächsischen Schweiz,  waren wir eine Stunde später. 

Hier wollten wir heute zum "Kuhstall" einer großen Felsenhöhle wandern.

 

Die Herausforderung bei dieser Wanderung, war für mich, meine Planung die Himmelsleiter, hoch auf das Dach der Felsenhöhle, zu meistern.

 

Ich habe es geschafft und ich habe noch mehr geschafft. Heute war so ein guter Tag, dass ich jetzt mitten in der Nacht hier sitze und schreibe, weil mein Kopf-Karussell Achterbahn der positiven Eindrücke fährt. Ja, so etwas gibt es auch (erlebe ich zum ersten mal).

 

 

Entscheidungspause im Kuhstall

Auf der Bank, rechts unten Bild, habe ich eine verdiente Rauch- und Gedankensortier - Pause gemacht, mit Ausblick über Felsformationen der sächsischen Schweiz. Wunderbar. 

 

Heute konnte ich die Natur genießen und empfinden! Ich saß einfach nur da und schaute. Das fröhliche Spiel der Sonnenstrahlen im tiefen Grün der Bäume und die hell erleuchteten Felswände erzeugten pure Herzenswärme und ich dachte: so schön ist die Natur.

 

An dieser Stelle nun, musste ich noch einmal tief in mich hinein horchen, um heraus zu finden, ob ich meine Grenzen einhalte, ob ich den Aufstieg über die Himmelsleiter wirklich wagen wollte.

 

Ich war fest entschlossen es zu wagen, trotz Höhen- und Platzangst. Der Knackpunkt an dem Aufstieg war auch, erst mal angefangen, gab es kein Zurück. Trotzdem, heute war ich mutig, wie schon ewig nicht mehr.

 

Mein Mut-Ausbruch nahm seinen Lauf.

 

Die Himmelsleiter

Durch einen kleinen Höhlendurchschlupf stand ich nun vor der Himmelsleiter. Feste Metallstufen ohne Durchblick und Felsuntergrund, düsterer enger Aufstieg, aber zum Glück niemand weiter auf der Leiter. Michael ging hinter mir, um eventuell weitere Aufsteiger in einem Abstand von mir zu halten, den ich brauchte.

 

Schon nach 18 Stufen, die ich leise mitzählte, was ich immer tue, um mich zu konzentrieren bzw. von meiner Angst abzulenken (SKILL) kam die Angst.

 

Ich begann laut und nachdrücklich zu zählen. Meine Hände wanderten an den Felswänden entlang und gaben mir Sicherheit (SKILL). Mein Blick war fest auf die kleinen Stufen geheftet. Hoch oder zur Seite sehen war nicht möglich, dann wäre es vorbei gewesen. 

 

Mein Angst bubberte im Körper, doch es gab nur noch vorwärts. An einer Stelle war es die Hölle. Auf der rechten Seite fehlte hier die Felswand und ein Geländer gab hier Halt. Da ich aber nicht dort hin sehen konnte, weil ich dann auch meine Höhe gesehen hätte, fand ich mit meiner rechten Hand nicht sofort das Geländer. Michael führte dann meine Hand zum Geländer. Fünf Stufen weiter und ich hatte wieder die Felswand zum markieren. 

 

Die letzten Stufen wurden immer höher, doch dann konnte ich das Ende sehen und die Stufen lagen wieder auf dem Felsenboden auf. 27 Höhenmeter und 113 Metallstufen und ich war oben! Ich hatte es geschafft. Ich war ein Gipfelstürmer. Ich war oben! Ich schrie es laut aus mir heraus. ICH BIN OBEN!!!!!!!

 

 

Ich bin ein Gipfelbezwinger

Es war ein wunderbares Gefühl! als die Angst dem Stolz und der Freude wich. Ich hatte es geschafft! Der Ausblick über das Plateau und über die Felsgipfel,auf denen Kletterer gerade pausierten, war meine Belohnung. Es ist so fantastisch, oben zu stehen und über die Landschaft zu schauen. 

Für den Abstieg brauchte ich keine Nerven, da Michael vor mir ging (SKILL-ich schaue abwärts immer direkt auf seine Schultern). Es waren sichere Stufen (135) vorhanden und keine steilen offenen Abhänge zu sehen. Unten angekommen, war mein Mut übermütig.

Das Schneiderloch

Wir wanderten weiter, zum unweit gelegenen, Schneiderloch. Der Weg dorthin war die Herausforderung. Ein Weg, vom Abgrund getrennt durch ein Geländer! Früher wäre hier das Ende gewesen. Heute nicht.

 

Selbst der Übertritt über den Felsen, bei dem das Geländer in Oberschenkelhöhe ist, war heute kein Hindernis. Die Augen auf die Füße gerichtet und in Richtung Felswand, schaffte ich es bis zum Eingang der Felsenhöhle. Der Einstieg war dann aber unmöglich. Doch die Aussicht von hier aus, war wieder neu und wieder wundervoll.

 

Was ich mich hier ernsthaft fragte, ich auch noch erkunden werde, wie Huf-ähnliche oder Fußabdrücke in den Sandstein kommen. Am Einstieg zum Schneiderloch, konnte man glauben der Teufel hätte in dieser Höhle gewohnt, denn für Pferde war der Eingang viel zu klein. Ca. 5 Huf-ähnliche Abdrücke war dort erkennbar.

 

Auch dies war noch nicht das Ende meines MUT-AUSBRUCHS.

 

 

Um "Die krumme Emma" herum

Vom sicheren Wanderweg aus, zwischen Schneiderloch und Kuhstall, schaute ich auf einen Felsen, der mich heute ebenfalls zur Erkundung einlud. Von unten hinauf gesehen (Bild links) sah ich, dass es beschwerlich würde, erst einmal den Einstieg zu meistern. Wanderer ermutigten mich "Danach wird es einfach und es lohnt sich. Es geht um den Felsen herum und hier kommen sie dann wieder raus.

 

Auf ging es, einmal um "die krumme Emma" herum. Auf das Eingangs-Plateau geklettert, im Entengang durch das kleine niedrige Felsentor mit dem Ausgang zur schmalsten Stelle, mit einem Geländer zur Schlucht hin. Heute konnte mich einfach nichts mehr schrecken. Es gelang, ohne Angst. Früher einfach unmöglich. Heute nicht. Ich wurde belohnt mit schönen Felsformationen durch die wir hindurch schlüpften und sicher wieder am Ausgangspunkt angelangten.

 

Noch immer pocht mein Herz. Noch immer kann ich diesen Mut-Ausbruch nicht verstehen. Muss ich auch nicht. Ich nehme ihn gern und sehr dankbar an. Ich freue mich auch schon auf nächstes Jahr, wenn wir diese Tour mit all unseren Kindern und Enkelkindern machen werden. Da läuft der Fotoapparat bestimmt heiß.