Brenzliche Situation - Flashback - Therapiegespräch - Es kann sein, muss aber nicht.

Flashback - Es kann sein, muss aber nicht ...

Ich bin dankbar, dass ich heute ein gutes Therapie-Gespräch per Telefon führen konnte. Es hat Licht in mein Dunkel gebracht.

 

Gestern, die brenzliche Situation (siehe Blog-Link-Button) im Auto, hat mich getriggert. Ein Flashback war die Folge. Auch wenn das Thema, noch nie ein Problem gewesen ist, es noch nie angetriggert wurde, ist es passiert. Es hat mich mit voller Wucht weggerissen. Das ist bei traumatisierten Menschen, nicht untypisch. 

 

Meine Suche nach Antworten, das Grübeln bringt mich nicht wirklich weiter. Ob da ein Zug war, oder eben nicht, ist nicht wichtig! Die Situation war 1983. Sie ist vorbei. Ich habe überlebt.

All meine Fragen von gestern und der Nacht, können nicht beantwortet werden. Alles könnte sein und nichts muss gewesen sein. Es war ein Flashback in meine Erinnerungen. Sie haben nichts mit dem Jetzt zu tun. Der Flashback hat mich, ohne Vorwarnung, in meine Erinnerungen geworfen. Eine Gefahrensituation hat sich mit Bruchstücken meiner Erinnerung verbunden.

 

 

Es macht keinen Sinn, mich zu fragen, ob da ein Zug war oder nicht.

 

Es macht keinen Sinn, meinen Erinnerungen nicht zu vertrauen.

 

Flashbacks werden durch Trigger ausgelöst. Sie können Bruchstücke der Erinnerungen, ganze Sequenzen oder auch nur ein Licht, ein Geräusch, ein Geruch oder andere Kleinigkeiten, zeigen.

Der Flashback kann die Warnsignale mit anderen vergangenen heiklen Situationen im Auto verknüpft haben, hat sie aber nicht mit Bildern aus diesen Begebenheiten verknüpft, sondern mit denen aus meinem Suizidversuch - mit den Bildern und Gefühlen als ich auf den Gleisen herum irrte. Es kann alles sein, aber muss nicht.

 

Niemand kann diese Trigger und Flashbacks vorhersehen oder auch vermeiden. Das Gehirn geht seinen eigenen Weg. Bämm. Meine Reaktion darauf war dann ein Selbstläufer, unvorhersehbar und in seiner Intensität und Dauer nicht aufzuhalten. Ich reagiere. Punkt.

 

Was bringt es mir, zu wissen ob da ein Zug war oder nicht? Nichts. Die Situation ist lange vorbei und ich habe überlebt. Es wird mich nur ins Bodenlose fallen lassen, wenn ich jetzt anfange, meine Erinnerungen in Frage zu stellen. 

Gestern saß ich in einem Auto und es war eine Straßenbahn die auf uns zufuhr, weil wir die Rot-Ampel übersehen hatten. Gestern stand ich NICHT auf den Bahngleisen und wollte nicht mehr leben. Gestern hatte ich Angst, ich wollte NICHT sterben! Doch das diffuse Licht, die Scheinwerfer, die rote Ampel oder ... lösten einen Trigger aus, der sich mit einem Flashback koppelte. 

 

 

Ich war völlig in der Situation von damals. Mit allen Ängsten, allen Gefühlen, dem Geruch und der Eiseskälte. Bis heute zu dem Therapie-Gespräch war ich nicht wirklich in der Lage irgendwas zu machen. Ich fühlte mich gelähmt und mein Gehirn war gestern zu einem großen Klumpen zusammen geschmolzen. Nichts brachte mir meine innere Ruhe wieder. Ich drehte mich im Kreis und suchte Antworten, die es nicht geben kann. Alles was ich gestern im Flashback erlebt und gefühlt habe gehört in die Vergangenheit. Es sind Erinnerungen! In meinem Jetzt sind sie nicht relevant. Ich saß im Auto, es war warm, ich hatte eine schönes Erlebnis, mein Mann war bei mir. Es gibt keinen Grund, das Leben aufzugeben. Es war "nur" eine heikle Situation, die aus Unachtsamkeit im Straßenverkehr geschehen ist und die wir unbeschadet überstanden hatten.

 

Sie hat gezeigt, dass mein Mann und ich ein gutes Team sind. Mein Mann lies sich, durch meine Schreien,, nicht aus der Ruhe bringen, sondern trat das Gaspedal durch, um schnell von den Straßenbahngleisen herunter zu kommen. So haben wir es geschafft heil davon zu kommen, bevor die Straßenbahn die Straße querte. Ihm war sofort bewusst, dass etwas nicht in Ordnung war und hat sicher und gut reagiert. Auch danach hat er mein Verhalten nicht in Frage gestellt oder belächelt. Er fragte erst zu Hause nach und gab zu, dass er Unachtsam war.

 

Unsere brenzliche Situation ist gut ausgegangen. Sie hat überhaupt nichts mit dem zu tun, was ich durch den Flashback erlebt habe. Es gehört in die Vergangenheit!!!

 

Danke Michael, dass du an meiner Seite bist und mich nimmst wie ich bin.

Danke Carola Briesemeister für das gute Gespräch.

Text: Heike Pfennig

Foto: Jens Wittenberg