Meine Trigger, ausgelöst durch Verhaltensweisen
Es gibt Verhaltensweisen, die mich regelrecht an die Wand drücken, mich verrückt machen, mein Selbstwertgefühl im Kellerloch einsperren.
Genau kann ich diese nicht wirklich verorten, doch inzwischen weiß ich, dass sie auf traumatische Erlebnisse zurück zu führen sind.
Es gibt Verhaltensweisen, die ich sehr oft in meinem Leben und in unterschiedlicher Ausprägung erlebt habe. Sie sind auch nicht auf ein Trauma zu begrenzen, sondern auf mehrere Erlebnisse.
Es sind Verhaltensweisen, die anderen Menschen vielleicht unangenehm sind oder die sie abschmettern können. Ich kann das nicht. Ich nehme mir diese Verhaltensweisen buchstäblich zu Herzen und fühle wie so oft, dass ich anders bin.
Aller negativen wie die traumatischen Erfahrungen haben gemeinsam: Ich wurde allein gelassen! Ich wurde IGNORIERT !
Trauma-Lebenswelten. Darum bin ich, wie ich bin.
Wie ich mich in den 6 Tagen Krankenhaus-Aufenthalt meines Mannes fühlte, habe ich in mehren Blogs beschrieben. Das meine Handlungsunfähigkeit und mein Erleben auf meine traumatischen Erfahrungen zurück zu führen sind, war mir selbst klar. Das ich jetzt aber, einer Retraumatisierung sehr nah war, wurde mir erst in einem Therapiegespräch bewusst. Nicht nur die Operation war für mich eine Traumakonfrontation sondern auch das Verhalten der Familie, mir gegenüber.
In meiner Traumatherapie hatte ich gelernt, dass Ignoranz mein größter Feind war. Ich bin in meinem Leben so oft allein gelassen worden. Stand, mit dem Rücken zur Wand, allein da. Ich wurde so oft ignoriert, dass ich lernte, mich selbst zu ignorieren. Wenn andere es taten, musste es richtig sein. Ich wollte überleben.
Ich kann mich (noch immer) perfekt selbst ignorieren. Meine Wünsche, Selbstwert, Selbstsicherheit, Selbstvertrauen, Vertrauen und Selbstbewusstsein waren absolut verkümmert. Ich kannte meine Grenzen nicht, hielt meine Grenzen selbst nicht ein und so war es selbstverständlich, dass auch viele andere Menschen meine Grenzen überschritten, ja sie missachteten.
Ich lernte mich selbst wahrzunehmen und meine Selbstignoranz wesentlich zu vermindern. Nein, ich wollte und will kein Opfer mehr sein. Ich will mich nicht mehr ignorieren und ich möchte auch von anderen, mir wichtigen Menschen, nicht ignoriert werden! Und jetzt stürzte die Ignoranz, in der Woche der Operation, auf mich hernieder. Sie wälzte und sielte sich, mit Freuden.
Trigger - Ignoranz und allein gelassen
6 Tage Ausnahmesituation, ohne Gleichen, für mich. Wieder einmal stand ich allein da. Ich hatte zu funktionieren und wenn nicht, kümmerte es auch niemanden. Niemand in der Familie würde es wissen. Es gab mich in dieser Woche nicht. Mein Mann wurde operiert.
Ich wurde völlig ignoriert und allein gelassen - mein absoluter Trigger. Getriggert von meiner Familie, völlig unerwartet.
Es war niemand da, der mir zuhörte in meiner Not.
Es war niemand da, der nach mir fragte, fragte wie ich damit zurecht komme, fragte ob ich etwas brauchte.
Es war niemand da, der mich mal in den Arm nahm und mit mir weinte (traurig) war.
Meine sofortige Nachricht an alle, nach dem Anruf des Chefarztes, war nicht wichtig. Sie war überflüssig, wie ich erfuhr, da man selbst auf der Intensivstation angerufen hatte. Kein Wort für mich.
Auf eine weitere Nachricht, nach meinem Besuch auf der Intensivstation, blieb ohne Antwort. Kein Wort, kein Zeichen. Nichts. Einfach nichts.
Whatsapp und Telefon waren Totenstill.
Als die Kinder im Krankenhaus waren, war keine Minute Zeit für mich.
Mich gab es nicht. Ich wurde vollständig ignoriert.
Ich war nicht wichtig.
Ich war nicht gut genug.
Ich bin anders.
Ich hatte es nicht verdient.
Meine Erwartungen waren zu hoch.
Ich hatte zu funktionieren, war doch alles nicht so schlimm.
Gefühle und Emotionen, die ich so gut kannte. Nein, sie sind nicht schön. Sie quälen mich und nehmen mir die Sicht. Sie machen mich handlungsunfähiger, als ich schon bin. Sie jagen mich und Selbstzerstörung nimmt ihren Lauf.
Ich bin kein Opfer mehr!
Ich habe die Woche überstanden. Ich habe die Trigger überstanden. Anders als früher, habe ich meinen Emotionen und Gedanken vertraut (mit Unterstützung meiner Therapeutin) und diese zeitnah mitgeteilt. Nein wortlos hinnehmen wollte und konnte ich das Verhalten nicht. Nicht mehr. Wenn ich in der Familie doch wichtig bin, wird es Veränderungen geben. Gemeinsam können wir es besser machen, beim nächsten Mal.